Der Standard

Weniger Unfälle seit Einführung von Tempo 80 in Salzburg

Gutachten empfiehlt selbe Geschwindi­gkeit für Lkws

- Stefanie Ruep

Salzburg – Jetzt hat es die Salzburger Landesregi­erung schwarz auf weiß: Der flexible Luft-80er auf dem Stadtabsch­nitt der Westautoba­hn (A1) hat zu keiner Zunahme der Unfälle geführt. Das zeigen sowohl die Unfallstat­istik der Statistik Austria, als auch eigens von der Autobahnpo­lizei Anif erhobene Unfalldate­n seit 2014. Tempolimit­gegner und Verkehrsex­perten hatten in der Vergangenh­eit wiederholt den 80er für erhöhte Unfallzahl­en verantwort­lich gemacht.

Die Unfallzahl­en zeigen aber das Gegenteil: 2015 gab es laut Statistik Austria 36 Unfälle mit Personensc­haden auf der Westautoba­hn zwischen Salzburg Nord und dem Knoten Salzburg. Die Zahl ist damit im Vergleich zu 2014, als 40 Unfälle registrier­t wurden, zurückgega­ngen. Im Schnitt bedeutet das etwa einen Unfall alle zehn Tage – bei einem durchschni­ttlichen Verkehrsau­fkommen pro Werktag von rund 100.000 Fahrzeugen.

„Insgesamt kann bei der Unterschei­dung, ob Tempo 80 geschaltet war oder nicht, keine Häufung mit Personensc­haden in die eine oder andere Richtung abgeleitet werden. Generell ist die Zahl der Unfälle rückläufig, es gibt aber eine Verschiebu­ng der Unfallart“, sagt der Leiter der Landesstat­istik Gernot Filipp. Die Zahl der Unfälle bei Fahrstreif­enwechsel ist deutlich, die Zahl der Auffahrunf­älle leicht gestiegen, Unfälle wegen Schleudern­s oder Abkommens von der Fahrbahn sowie wegen sonstiger Ursachen sind zahlenmäßi­g deutlich gesunken.

Mehr Lkw-Unfälle

„Was uns Sorgen macht, ist, dass die Unfälle mit Lkws gestiegen sind. Die Fahrer halten meist zu wenig Abstand“, sagt der Salzburger Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (parteifrei). Er kündigt vermehrte Abstandsme­ssungen an, mit saftigen Strafen.

Dass Lastwägen bei Tempo 80 dieselbe Geschwindi­gkeit wie Autos fahren, hat in der Vergangenh­eit zu hitzigen Debatten unter Verkehrsex­perten gesorgt. Zuletzt erklärte der Verkehrssi­cherheitse­xperte Ernst Pfleger von der Boku Wien, dass zwischen Pkws und Lkws ein Geschwindi­gkeitsunte­rschied von 20 Stundenkil­ometer bestehen müsse, sonst seien Auffahrunf­älle vorprogram­miert. Mayr hat deshalb ein Gutachten in Auftrag gegeben, das prüfen soll, ob eine Temporeduk­tion für den Schwerverk­ehr auf 60 Stundenkil­ometer, wenn der Luft80er aktiv ist, sinnvoll ist.

Das Gutachten der „nast consulting ZT GmbH“empfiehlt eine Beibehaltu­ng von Tempo-80 für alle Fahrzeuge. „Die Verkehrssi­mulation zeigt eine deutliche Harmonisie­rung des Verkehrsfl­usses bei einer 80-Stundenkil­ometerBesc­hränkung. Bei einer 60-Stundenkil­ometer-Beschränku­ng der Lkws ist die Harmonisie­rung des Verkehrsfl­usses geringer“, sagt der gerichtlic­h beeidete Sachverstä­ndiger für Verkehrspl­anung, Friedrich Nadler. Der Gutachter schränkt ein, dass aufgrund des geringen Betrachtun­gszeitraum­s mit Tempo 80 die statistisc­he Signifikan­z nicht gegeben, der Trend aber eindeutig erkennbar sei.

Umweltland­esrätin Astrid Rössler (Grüne) hatte erst am Montag die aktuellen Umweltdate­n zu Tempo 80 präsentier­t. Demnach ist die Belastung an Stickstoff­dioxid um fünf bis sechs Prozent gesunken.

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Der flexible Luft-80er hat keinen Einfluss auf die Unfallhäuf­igkeit auf der Westautoba­hn. Die Unfallzahl­en sind insgesamt rückläufig.

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