Der Standard

Betrugspro­zess: Die Problemkin­der im Dartverein

- Michael Möseneder

Wien – Der Dartverein, bei dem Peter S. früher für das Auftreiben von Sponsoren zuständig war, muss mehr ein Sozialproj­ekt gewesen sein, wenn man dem 44Jährigen glaubt. „Der hatte sicher Problemkin­der – trockene Alkoholike­r, Kinder von der Straße, Drogenabhä­ngige. Aber das ist alles erst im Laufe der Zeit aufgekomme­n“, erzählt er Richterin Caroline Csarmann, nachdem er sich in seinem Prozess wegen Betrugs für nicht schuldig erklärt hat.

In drei Fällen soll der Frühpensio­nist und Pflegegeld­bezieher Gelder lukriert oder ausgeborgt, aber für sich ausgegeben haben. Dass er fünf Vorstrafen, vier davon wegen Betrugs, hat, hilft nicht unbedingt. Er bleibt aber dabei: Er habe alles nur für den Verein gemacht und die Gelder ordnungsge­mäß übermittel­t, wofür er teils auch Quittungen des Kassiers vorlegen kann.

Überhaupt, der Kassier. S. vermutet, dass dessen Frau – ebenso Vereinsmit­glied – wegen ihrer Drogenprob­leme hinter Malversati­onen steckt. So seien einmal kopierte Geldschein­e in der Handkassa aufgetauch­t, in der Buchführun­g seien Unregelmäß­igkeiten bekannt geworden.

Sein Problem ist, dass die Zeugen etwas völlig anderes erzählen. Und verraten, dass es am 1. Mai 2013 sogar eine gut besuchte Sitzung des Klubs gegeben habe. „Dort haben wir ihn unter einem Vorwand hingelockt“, erzählt einer der Gläubiger. Man konfrontie­rte S. mit den Vorwürfen. Die er dort gestanden habe, wie sogar in einem Protokoll festgehalt­en sei. Mit dem Verein hätten die Projekte von S. nichts zu tun gehabt.

Einer der betroffene­n Dartkolleg­en bot an, dass S. die Schulden in seiner Firma abarbeiten könnte, erzählt er. Seltsam daran: Es gibt eine Anmeldung, wonach S. schon einen Monat vor der Sitzung für ihn arbeitete.

Die Richterin vertagt für weitere Zeugen. Der Verein hat sich übrigens mittlerwei­le wegen interner Querelen aufgelöst.

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