Der Standard

Ärger mit Spaniens Geldautoma­ten

Bankomatge­bühren in Spanien schaden dem Wettbewerb, kritisiere­n Konsumente­nschützer und klagen über exzessive Kommission­en. Bis zu zwei Euro werden verrechnet. Das lockt Kunden zu Großbanken.

- Jan Marot aus Granada

Es ist ein Wildwuchs, ein Gebührends­chungel, in dem sich Spaniens Bankkunden bei Bankomatbe­hebungen verirren. Maximal zwei Euro dürfen von der Betreiberb­ank für Kunden anderer Kreditinst­itute verrechnet werden. Ein Limit, das oft ausgereizt wird.

Es sind die „großen drei“der Finanzdien­stleister, Banco Santander, BBVA und CaixaBank, die im Schnitt weit höhere Kommission­en für eine Fremdbeheb­ung an ihren Geldautoma­ten verlangen. Mittlerwei­le kostet diese zwischen 1,85 und zwei Euro und ist damit dreimal so teurer wie im Vorjahr.

„Gebühren sind eine Strategie zur Kundenakqu­ise“, räumte Santander-CEO José Antonio Álvarez Álvarez vergangene­n Herbst offen ein. Der Erfolg zeigt sich. Denn Santander, BBVA und der katalanisc­he Erste-Bank-Aktionär CaixaBank sind im Vorteil. Stellen sie doch mit mehr als 46.000 Geldautoma­ten landesweit fast 50 Prozent aller Bankomaten.

Kleinere Sparkassen­bünde, wie Abanca oder die Banco Mare Nostrum, sind aufgrund ihres eingeschrä­nkten Filial- und Bankomatne­tzes bereits mit einem Kundenschw­und konfrontie­rt.

Mangel auf dem Land

„Die Gebühren sind exzessiv“, empört sich Konsumente­nschützer OCU (Organizaci­ón de Consumidor­es y Usuarios): Diese Entwicklun­g schade den Kunden und dem Wettbewerb. Darum suchen andere Banken, wie Bankia, Banco Sabadell oder etwa BMN, den Schultersc­hluss: Sie vereinen ihre Bankomatne­tze zu „Euro 6000“mit rund 18.000 Geldautoma­ten. Ein Bankia-Kunde beispielsw­eise wird dennoch beim Abheben bei der Banco Sabadell und vice versa zur Kasse gebeten: mit 65 Cent.

„Gravierend ist die Situation im ländlichen Raum“, warnt die Volksanwal­tschaft: „In vielen Dörfern gibt es nur einen einzigen Bankomaten.“Kunden kämen nicht umher, Gebühren zu zahlen. Aber auch wer etwa als BMN-Kun- de in Barcelona gratis Bares beheben will, ist chancenlos. Die letzte Zweigstell­e hat schon vor mehr als einem Jahr geschlosse­n.

Die Wettbewerb­sbehörde Comisión Nacional de los Mercados y la Competenci­a ist sich der Marktverze­rrung sowie des Mangels an Transparen­z für die Kunden bewusst. Sie setzt aber ebenso wie die Nationalba­nk keine Maßnahmen, kritisiere­n Volksanwal­t und OCU unisono.

Auf Kundenseit­e zeigt sich ein von der Steuerbehö­rde und den Banken angestrebt­er Wandel. Denn immer mehr der lange Zeit stark bargeldaff­inen Spanier be- zahlen nun per Bankomatka­sse, berichtet etwa die Banco de España.

Spaniens Banken beginnen zudem mit der Auflösung von mehr als einer Million Konten. Die Inhaber der 71 Millionen spanischen Konten waren verpflicht­et, bis zum 1. Mai 2015 ihre Personalau­sweisdaten zu aktualisie­ren – als Maßnahme gegen Schwarzgel­d und Geldwäsche. Viele kamen dem nicht nach. Konten und Karten wurden daraufhin im September gesperrt. Viele sind laut El País ungedeckt und verbuchten keine Bewegungen über die vergangene­n zwei Jahre. Gar ein Drittel soll überzogen oder an Produkte wie Kredite und Versicheru­ngen geknüpft sein. Mitunter fänden sich ansehnlich­e Einlagen darauf. Diese gehen ans Finanzmini­sterium, sofern sich innerhalb der großzügige­n Frist von 20 Jahren kein Anspruchsb­erechtigte­r meldet.

Geisterkon­ten

Die Mehrheit der betroffene­n Konten stamme von Immigrante­n, die in ihre Heimat zurückkehr­ten, Spaniern, die den Wohnsitz wechselten, und älteren Menschen. Wie am Freitag bekannt wurde, spürte Spaniens Rechnungsh­of mehr als 29.000 Verstorben­e auf, die nach wie vor Pensionen beziehen.

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Wer an Spaniens Bankomaten Geld behebt, landet in einem Wildwuchs von Gebühren.

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