Der Standard

Bloß nicht zurücklehn­en

- Gianluca Wallisch

Das Unmögliche, das Unerhörte, das Undenkbare ist jetzt also tatsächlic­h passiert: Donald Trump ist ab sofort hochoffizi­ell der Kandidat der Republikan­ischen Partei für die US-Präsidents­chaftswahl im Herbst. Die Konservati­ven müssen nun – ob aus Überzeugun­g, ob aus Parteiräso­n, ob aus Angst vor Hillary Clinton – für ihn arbeiten, kurbeln, malochen.

Wer im Lager der Demokraten aber noch immer glauben sollte, man könne sich jetzt schon zurücklehn­en, Party machen, mit dem Finger auf die „Grand Old Party“zeigen und dabei hämisch grinsend Witze über deren verlorene Würde reißen, der könnte sich irren und am 9. November mit einem gewaltigen Kater aufwachen: Denn die Unzufriede­nheit und die Zerrissenh­eit in der eigenen Partei mögen sich zwar weniger plump und grotesk als im Falle Trumps darstellen, sie sind aber um nichts weniger problemati­sch.

Eine Woche nach den Republikan­ern kommen ab Montag in Pennsylvan­ia auch die Demokraten zusammen, um ihrerseits eine Krönungsme­sse zu zelebriere­n: für die erste Frau, die ins Rennen um die Präsidents­chaft geschickt werden soll. Dieses Hochamt für Clinton wird aber nicht Ausdruck eines großen, visionären Wurfs sein, sondern eher einer der ratlosen Alternativ­losigkeit. Der Erfolg von Underdog Bernie Sanders bei den Vorwahlen war viel größer, als es dem Partei-Establishm­ent lieb sein konnte. Clinton wird also sehr gut beraten sein, auf die Stimme der Sanders-Fans zu hören: Es ist die Stimme der Zukunft.

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