Bloß nicht zurücklehnen
Das Unmögliche, das Unerhörte, das Undenkbare ist jetzt also tatsächlich passiert: Donald Trump ist ab sofort hochoffiziell der Kandidat der Republikanischen Partei für die US-Präsidentschaftswahl im Herbst. Die Konservativen müssen nun – ob aus Überzeugung, ob aus Parteiräson, ob aus Angst vor Hillary Clinton – für ihn arbeiten, kurbeln, malochen.
Wer im Lager der Demokraten aber noch immer glauben sollte, man könne sich jetzt schon zurücklehnen, Party machen, mit dem Finger auf die „Grand Old Party“zeigen und dabei hämisch grinsend Witze über deren verlorene Würde reißen, der könnte sich irren und am 9. November mit einem gewaltigen Kater aufwachen: Denn die Unzufriedenheit und die Zerrissenheit in der eigenen Partei mögen sich zwar weniger plump und grotesk als im Falle Trumps darstellen, sie sind aber um nichts weniger problematisch.
Eine Woche nach den Republikanern kommen ab Montag in Pennsylvania auch die Demokraten zusammen, um ihrerseits eine Krönungsmesse zu zelebrieren: für die erste Frau, die ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt werden soll. Dieses Hochamt für Clinton wird aber nicht Ausdruck eines großen, visionären Wurfs sein, sondern eher einer der ratlosen Alternativlosigkeit. Der Erfolg von Underdog Bernie Sanders bei den Vorwahlen war viel größer, als es dem Partei-Establishment lieb sein konnte. Clinton wird also sehr gut beraten sein, auf die Stimme der Sanders-Fans zu hören: Es ist die Stimme der Zukunft.