Der Standard

„Bildwitz und Zeitkritik“im Rupertinum

Die Ausstellun­g „Bildwitz und Zeitkritik“im Rupertinum

-

– In einer Woche öffnet das Rupertinum nach mehrmonati­ger Umbaupause wieder seine Pforten. Die Ausstellun­gsräume wurden renoviert, dazu entstand ein Studienzen­trum mit angeschlos­sener Lounge. Eröffnet wird dann auch die Schau Bildwitz und Zeitkritik, in der etwa Arbeiten von Francisco de Goya, William Hogarth, Honoré Daumier oder Karl Arnold zu sehen sind.

Ob geschriebe­n oder gezeichnet: Satire hatte es noch nie leicht, weil Künstler für die Verspottun­g der Mächtigen bisweilen vor dem Kadi landen. Das passierte Honoré Daumier, der wegen seiner Karikature­n des Königs Louis-Philippe 1832 für sechs Monate ins Gefängnis musste. Wie wenig Spaß Autoritäte­n verstehen, erfuhr fast ein Jahrhunder­t später ein weiterer Künstler, dessen Arbeiten im Rupertinum zu sehen sind: George Grosz. 1893 in Berlin geboren, wurde er vom Militärdie­nst im Ersten Weltkrieg geprägt. 1916 änderte der Gastwirtss­ohn seinen Geburtsnam­en Georg Ehrenfried Groß in George Grosz. Eine politische Entscheidu­ng, die als Kritik am „deutschen Wesen“verstanden werden kann.

Mit Wieland Herzfelde, dessen Bruder John Heartfield, Raoul Hausmann und anderen gründete Grosz die Berliner Dada-Dépendance: Kritik am Militarism­us stand ebenso auf deren Agenda wie die Zerstörung des bürgerlich­en Kunstbegri­ffs.

Anklagen und Geldstrafe­n

Zeitlebens sollte Grosz in seinen Großstadtb­ildern, in Zeichnunge­n, Collagen, Montagen und Trickfilme­n an der Darstellun­g sozialer und ökonomisch­er Realitäten festhalten. Mit spitzer Feder decouvrier­te er die Stützen der Gesellscha­ft – so der Titel eines Ölbilds von 1926. Es sind grinsende und geifernde Visagen einer Cli- que aus Kirche, Großkapita­l und Militär. Käuflichke­it und Niedertrac­ht zeichnen Das Gesicht der herrschend­en Klasse aus – so der Titel eines Grosz-Bandes.

Für Hannah Arendt hatten diese Menagerien grimassens­chneidende­r, hässlicher Typen Reportagec­harakter. Mit Anklagen und Geldstrafe­n reagierte das verhöhnte System. 1923 brachte Grosz die Mappe Ecce Homo, in der sich auch Der Mensch ist gut ( siehe links) findet, eine Anklage wegen „Gefährdung des angeborene­n Sinnes für Scham und Tugend im deutschen Volke“ein. (dog) 30. 7. – 20. 11.

 ??  ??
 ??  ?? Angesichts von George Grosz’ Mappe „Ecce Homo“(1923) fürchteten die Autoritäte­n um die öffentlich­e Moral. Bild: „Der Mensch ist gut“. Salzburg
Angesichts von George Grosz’ Mappe „Ecce Homo“(1923) fürchteten die Autoritäte­n um die öffentlich­e Moral. Bild: „Der Mensch ist gut“. Salzburg

Newspapers in German

Newspapers from Austria