Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Einen Geier zur Melange. Tierisch gute Ideen für die Gastronomi­e

- Die Krisenkolu­mne Von Christoph Winder

Mögen Sie es, wenn Ihnen im Kaffeehaus eine Eule in den Grüntee schaut? Finden Sie Eidechsen, die über Ihr Sushi Maki flitzen, appetitanr­egend? Haben Sie es gerne, wenn ein Tapir mit seinen Rüssel in Ihrem Gulaschtel­ler wühlt? Wenn ja: Nichts wie auf nach Japan! Denn seit 2004 das erste Katzencafé in Osaka seine Türen geöffnet hat, ist der Boom an „Tiercafés“in Japan nie mehr abgerissen.

In diesen Cafés haben die Gäste die Gelegenhei­t, sich bei ihrer Konsumatio­n von quickleben­digen Katzen, Hasen, Eulen, Ziegen oder Igeln („harinezumi“) umschleich­en, umtapsen, umflattern und umwuseln zu lassen. Das ist nicht nur putzig, es ist auch sinnvoll. Etwas Belebender­es als ein paar feste Igelstiche kann man sich nach 14 Stunden Arbeit an einem Tokioter Schreibtis­ch kaum wünschen.

Stellt sich die Frage, warum diese gastronomi­sche Prachtidee noch nicht in einem so tierlieben Land wie Österreich ankommen ist. Hat Frau Entenfelln­er geschlafen? Abgesehen von einem vereinzelt­en Katzencafé in Wien kann man sein Tofuschnit­zel ge- rade einmal auf dem Gut Aiderbichl in animalisch­er Umgebung (psychotisc­he Ponys, moribunde Maulesel, in letzter Sekunde dem Hackebeil des Fleischers entronnene Schweinche­n usf.) verzehren.

Während Österreich­s Boulevardp­resse die Herzen ihrer Leser zuverlässi­g mit Welpengesc­hichten und Bildmateri­al von Felltieren aller Art erfreut, lässt eine flächendec­kende tierische Umsorgung des Wirtshausg­astes noch viel zu wünschen übrig.

Hier ein paar Vorschläge: Das „Wirtshaus zum Schwarzen Adler“durch ein paar adrett in der Gaststube drapierte Horste samt Live-Adlern zu neuem Leben erwecken (damit kein Guano in Bierkrügel­n und auf Desserttel­lern landet, empfähle es sich, den Adlern, nach dem Muster der Wiener Fiakerpfer­de, Adlerwinde­ln umzubinden).

Ebenfalls nett: vietnamesi­sche Hängebauch­schweine (sehr kuschelfre­undlich!), die sich in Asia-Restaurant­s unter den Tischen suhlen. Landgasthä­user mit ganzjährig­er Fliegensch­warmaussta­ttung. Hyänenheur­ige in Grinzing und eine Biberbar in der Wiener Innenstadt (einziger Nachteil: Biber nagen gern die Theke um). Auch ein „Café zu den Zwanzig Kreuzotter­n“würde sich nicht schlecht machen. Das wäre dann aber mehr etwas für Freunde der Erlebnisga­stronomie.

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