Beginn der Anhörungen im Fall Nemzow
Kremlkritiker wurde 2015 ermordet – Beweise „an den Haaren herbeigezogen“
Moskau – Am Montag begannen in Moskau die ersten Anhörungen im Mordfall des Oppositionspolitikers Boris Nemzow. Dieser wurde in der Nacht des 27. Februar 2015 durch mehrere Schüsse in den Rücken im Zentrum der russischen Hauptstadt ermordet. Auf der Anklagebank sitzen fünf Tschetschenen: Saur Dadajew, Ansor und Schadid Gubaschewy, Tamerlan Eskerachanow und Chamsat Bachaew.
Dadajew soll die tödlichen Schüsse abgefeuert haben, und da er zum Zeitpunkt der Tat Angehöriger des tschetschenischen Son- derbataillons Nord war, findet der Prozess in einem Militärgericht statt. Eskerachanow, Bachaew und die Brüder Gubaschewy sollen für die Planung des Mordes verantwortlich gewesen sein und den Politiker vor der Tat genau beobachtet haben. Zudem gibt es noch Ermittlungen gegen den vermeintlichen Drahtzieher, Ruslan Muchudinow, der den Mord für eine Belohnung von 15 Millionen Rubel (200.000 Euro) in Auftrag gegeben haben soll. Den Ermittlungsergebnissen können weder die Verteidiger der Angeklagten noch der Anwalt der Angehörigen des Opfers, Schamsudin Zakajew, etwas abgewinnen.
Erstere befanden die Beweise als „an den Haaren herbeigezogen“. Zakajews Mandanten hadern hingegen damit, dass in der Anklageschrift nicht von einem politisch motivierten Mord die Rede ist. Zuvor hat Nemzows Tochter Schanna bereits gefordert, den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow zu befragen, den sie als Mann hinter dem Mord sieht. Eine Klage auf Schadenersatzforderungen gegen die fünf Verdächtigen will die Familie nicht einreichen. (red)