Der Standard

Weltweite Kritik am IOC, in Österreich auch Verständni­s

Selten rief eine sportpolit­ische Entscheidu­ng so viel Empörung hervor wie der IOC-Beschluss, Russlands Team trotz handfester Belege für staatlich geförderte­s Doping an Olympia teilnehmen zu lassen. Österreich verhält sich wieder einmal klassisch, also öst

- Fritz Neumann

Wien – Also hielt Peter Mennel, der Generalsek­retär des österreich­ischen olympische­n Komitees (ÖOC), fest: „Die Entscheidu­ng ist – nur zwölf Tage vor Beginn der Spiele in Rio – schwierig genug, auch, weil die Rechtslage nicht eindeutig ist. Wir glauben, dass der getroffene Kompromiss, nicht alle russischen Athleten kollektiv zu sperren, sondern diverse Auflagen für etwaige Starts zu definieren, Sinn macht. Oberste Prämisse muss sein, saubere Athleten zu schützen. Es wäre ungerecht jenen russischen Aktiven gegenüber, die entspreche­nde internatio­nale Tests vorweisen können und keinerlei Auffälligk­eiten in der Vergangenh­eit hatten. Klar ist aber auch – und IOCPräside­nt Thomas Bach hat das ganz deutlich gemacht –, dass das derzeitige Kontrollsy­stem der Wada intensiver Reformen bedarf. Das gilt in erster Linie für die Zeit nach den Spielen in Rio.“

Mit diesem Statement hebt sich das ÖOC von weiten Teilen der sportpolit­ischen Welt ab, die ansonsten mit Kritik und Empörung auf den Beschluss der IOC-Exekutive reagierte, Russland nicht von den Spielen in Rio (ab 5. August) auszuschli­eßen. Dem IOC-Präsidente­n Thomas Bach wurde – fast – unisono ein „Kniefall“vor dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin vorgeworfe­n.

Gefährdete Fairness

Sogar das für Sport zuständige deutsche Innenminis­terium konstatier­te: „Im Sinne eines sauberen Sportes hätte sich die Bundesregi­erung eine deutlicher­e sportarten­übergreife­nde Entscheidu­ng des IOC vorstellen können.“In Österreich erklärte der für Sport zuständige Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil, die IOC-Entscheidu­ng sei „zu akzeptiere­n“. Er hoffe, dass die einzelnen Ver- bände „entspreche­nde Sanktionen treffen, die einen fairen Wettkampf erwarten lassen. Nachdem die russischen Leichtathl­eten gesperrt wurden, darf aus meiner Sicht nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.“

Die Fairness sieht Michael Cepic gefährdet, Chef der heimischen Anti-Doping-Agentur Nada. „Welche Verstöße gegen die AntiDoping-Bestimmung­en müssen noch aufgedeckt werden, damit das IOC selbst aktiv wird? Die Sig- nalwirkung für saubere Sportlerin­nen und Sportler, deren Schutz das oberste Ziel sein muss, ist äußerst fragwürdig.“Das gelte auch für den IOC-Beschluss, Whistleblo­werin Julia Stepanowa von Rio auszuschli­eßen. „Eine maßlose Enttäuschu­ng. Wenn man die Leute, die zur Aufdeckung massiver Missstände entscheide­nd beigetrage­n haben, so behandelt, entsteht der Eindruck, dass dies gar nicht gewünscht ist.“

Peter Schröcksna­del, den Chefkoordi­nator des Projekts Rio, hätte ein Ausschluss Russlands überrascht. „Ich glaube nicht, dass man eine ganze Nation ausschließ­en sollte“, sagt er. „Man darf nie alle in einen Topf werfen, es darf keine Sippenhaft­ung geben.“

SCHWERPUNK­T Russen in Rio: Folgen des Urteils

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IOC-Präsident Bach pflegt eine gute Beziehung zum russischen Präsidente­n Putin. Sie gelten als die wichtigste­n Personen im Weltsport.
 ??  ?? 2014 in Sotschi stießen ÖOC-Präsident Karl Stoss, Karl Schranz und ÖOC-Generalsek­retär Peter Mennel (von re.) im Ö-Haus mit Putin an.
2014 in Sotschi stießen ÖOC-Präsident Karl Stoss, Karl Schranz und ÖOC-Generalsek­retär Peter Mennel (von re.) im Ö-Haus mit Putin an.
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