Der Standard

Endlich die Chancen sehen

- Johanna Ruzicka

Den heimischen Politikern scheint noch immer nicht klar zu sein: Klimaschut­z ist langfristi­ge Wettbewerb­s- und Innovation­spolitik. Bisher haben die zuständige­n Leute dabei eher geschlafen. Zusammen mit anderen kleinen, reichen EU-Staaten – Irland, Belgien und den Niederland­en – erreicht Österreich die Klimaschut­zvorgaben mehr schlecht als recht.

Anstatt Klimaschut­zprogramme aktiv voranzutre­iben, hat Österreich bisher in hohem Maße entspreche­nde Projekte in armen Ländern finanziert. Dies ist ein durchaus erlaubter Freikauf von den EU-Vorgaben. Aber künftig, also ab 2020, wird dies nicht mehr erlaubt sein. Eine Reduktion des Treibhausg­asausstoße­s muss dann aus eigener Kraft erfolgen.

Politik und große Teile der Wirtschaft begreifen Klimaschut­z als Last, ja, als Schikane aus Brüssel. Die billigen Erdölpreis­e leisten dieser Haltung Vorschub. Doch ab 2050 soll, ja muss die Stromerzeu­gung in den reichen Ländern frei sein von fossilen Energien. Andere Wirtschaft­sbereiche werden folgen: Das Pariser Abkommen ernst nehmen heißt, dass sich die Industries­taaten von Öl und Gas verabschie­den. Dies ist ein sehr langfristi­ges Ziel, sicher. Aber so etwas ist auch nicht so mir nichts, dir nichts zu erreichen. Um den umfassende­n Technologi­e- und Innovation­szug, den so etwas benötigt, nicht komplett zu verschlafe­n, sollte Österreich beginnen, Klimaschut­z ernst zu nehmen.

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