Jollof und Schnitzel
Falls Sie es nicht gewusst haben, am Sonntag war der World Jollof Day – zu Ehren des berühmten westafrikanischen Reisgerichts, in das neben Paradeisern ... Und jetzt sagen wir lieber nichts mehr. Es gibt Ländervariationen, die auch von den Anhängern anderer Traditionen gerade noch toleriert werden, aber die Frage, was „echt“ist und was nicht, wird bei JollofReis sehr ernst genommen. So hat sich etwa KochSunnyboy Jamie Oliver beim „Jollofgate“die verspielten Fingerchen verbrannt, die zu Koriander, Petersilie und Zitrone gegriffen hatten: ohne Zweifel ein kolonialistisches Projekt.
Diese Probleme kennt man auch in der Heimat des Bröselfetzens, wobei es mit der Identitätsstiftung nicht mehr ganz so wild ist. Wer weiß heute noch, dass Preiselbeeren zum Schnitzel – eine Leidenschaft, der vor allem in den Bundesländern gefrönt wird – verboten sind? Oder Reis, Pommes und „Bratkartoffeln“? Oder gar ein „feiner Bratensaft vom Knaggi-Pülverchen und Ketchup von der sonnengeküssten Tomate“, wie es ein Food-Poster so charmant beschreibt? Ja, zum Leckalecka-Kolonialismus würde uns auch etwas einfallen.
Interessant ist die Frage der „Wiener Garnitur“auf dem Schnitzi: eine Zitronenscheibe mit Sardellenringerl und Kapern. Heute eher ungewöhnlich, aber doch zumindest ein klassisches Zitat aus der alten Wiener Küche. Die Authentizität ist eben ein Hund. Und auch der ist eine Frage der Mode.