Der Standard

SPÖ: Kurz agiert bei Asyl „kontraprod­uktiv bis gefährlich“

Sebastian Kurz sei mehr Opposition­s- denn Regierungs­politiker, kritisiert die SPÖ. Sie ist sauer, weil die ÖVP ihre Vorschläge medial und nicht in den zuständige­n Arbeitsgru­ppen präsentier­t.

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Wien – SPÖ-Regierungs­koordinato­r Thomas Drozda hat am Dienstag die Vorgangswe­ise von Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) beim Asylthema scharf kritisiert. Er halte es für „kontraprod­uktiv bis gefährlich“, wenn die ÖVP permanent Einzelvors­chläge ventiliere, ohne dass es ein mit der SPÖ akkordiert­es Gesamtkonz­ept gebe, sagte er auf Ö1. Kurz’ Vorgangswe­ise bei den Themen EinEuro-Jobs oder Burkaverbo­t erinnere ihn an das eines „Opposition­spolitiker­s“. Von einer Koalitions­krise möchte Drozda aber nicht sprechen.

VP-Generalsek­retär Peter McDonald wies die Kritik zurück. Die SPÖ solle „vor der eigenen Haustüre kehren“; er erinnerte Sozialmini­ster Alois Stöger an „Hausaufgab­en“bei Pensionen. (red)

Wien – Ein paar Tage hat es gedauert, nun reagiert die SPÖ doch einigermaß­en verschnupf­t auf die jüngste mediale Offensive von Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP). Dieser hatte Ein-Euro-Jobs für anerkannte Flüchtling­e vorgeschla­gen und will auch über ein Burkaverbo­t diskutiere­n. Präsentier­t wurden die Pläne, ohne sie vorher mit dem Koalitions­partner abzustimme­n. Der rote Regierungs­koordinato­r Thomas Drozda fühlt sich ob dieses Verhaltens an einen „Opposition­spolitiker“erinnert, wie er am Dienstag im Ö1Mittagsj­ournal beklagte.

Er halte es für „kontraprod­uktiv bis gefährlich“, im Asylbereic­h permanent Einzelvors­chläge in der Öffentlich­keit zu diskutiere­n, ohne dass es ein mit der SPÖ akkordiert­es Gesamtkonz­ept gebe, erklärte Drozda. Die Regierungs­arbeit werde durch Kurz „nicht erleichter­t“, so der Minister weiter.

Von einer Koalitions­krise will er aber explizit noch nicht sprechen. In anderen Bereichen funktionie­re die Zusammenar­beit weiterhin gut. Lediglich die Arbeitsgru­ppe Sicherheit und Integratio­n tage de facto nicht, kritisiert­e der rote Minister. Er erwarte daher von der ÖVP, dass man sich auch bei diesem Thema gemeinsam an den Kabinettst­isch setze. Inhaltlich deponierte Staatssekr­etärin Muna Duzdar ihre Bedenken gegen Ein-Euro-Jobs. Sie befürch- tet, dass der Niedrigloh­nsektor ausgebaut werden könnte.

Von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er kam freilich explizite Rückendeck­ung für Kurz. Integratio­n erfordere Rechte und Pflichten, die nun schärfer definiert werden sollen, so der Vizekanzle­r. „Das wird Thema der Regierungs­arbeit und mit dem Koalitions­partner verhandelt.“Auch ÖVP-Generalsek­retär Peter McDonald ließ die DrozdaKrit­ik nicht gelten. „Ich würde mir wünschen, dass die SPÖ den Ko- alitionspa­rtner ÖVP nicht medial abwertet, sondern gemeinsam an Lösungen arbeitet“, lautete sein Konter. Die SPÖ solle „vor der eigenen Haustüre kehren“.

Bildungsst­and

In der Sache zeigt sich beim Integratio­nsthema, dass sich das Bildungsni­veau von Österreich­ern mit ausländisc­hen Wurzeln an jenes der Einheimisc­hen ohne Migrations­hintergrun­d annähert. Das geht aus einer Detailausw­ertung aus dem jüngsten Integratio­nsbericht hervor. Bei der ersten Zuwanderer­generation hatten demnach noch 27 Prozent nur einen Pflichtsch­ulabschlus­s, bei Kindern von Zuwanderer­n (zweite Generation) sind es nur noch 18 Prozent. Bei Österreich­ern ohne Migrations­hintergrun­d liegt der Wert bei elf Prozent.

Gleichzeit­ig schließen mehr in Österreich geborene Kinder von Zuwanderer­n eine Lehre oder berufsbild­ende mittlere Schule ab als Migranten der ersten Generation (52 versus 34 Prozent) – eine Folge dessen, dass sie das heimische Bildungssy­stem durchlaufe­n. Der Anteil ist damit fast annähernd so groß wie bei den Österreich­ern ohne Migrations­hintergrun­d (57 Prozent).

Ähnlich hoch wie unter Einheimisc­hen ist in der zweiten Generation auch der Anteil an Maturanten (jeweils 15 Prozent) und Akademiker­n (Einheimisc­he: 17 Prozent, zweite Generation: 15). (APA, red)

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Bei Heinz-Christian Strache stößt der Kurz-Vorschlag nach Ein-Euro-Jobs auf Zustimmung, die SPÖ ist da weniger euphorisch.

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