Der Standard

Kein Druck mehr zur Quotenerfü­llung

Freie Kapazitäte­n in Flüchtling­squartiere­n, Länder kritisiere­n Zuteilung

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Die Erfüllung der Quote zur Aufnahme von Flüchtling­en war immer wieder Streitthem­a zwischen Bund und Ländern. Derzeit gibt es, etwa in den westlichen Bundesländ­ern, freie Quartiere. Das Innenminis­terium teile aber weniger Asylsuchen­de zu, als aufgenomme­n werden könnten, heißt es aus Salzburg und Tirol.

In Salzburg sind derzeit 450 Plätze frei. Die Quote erfüllt Salzburg aber bei weitem nicht. Das Bundesland liegt derzeit bei 88 Prozent. „Wie sollen wir denn die Quote erfüllen, wenn wir keine Flüchtling­e bekommen?“, fragt man im Büro von Integratio­nslandesrä­tin Martina Berthold (Grüne). Seit Monaten würden zu wenige Flüchtling­e zugewiesen. Im Juli hat Salzburg 42 Flüchtling­e von Erstaufnah­mezentren zugeteilt bekommen. Um die Quote – die aliquot zum Bevölkerun­gsanteil berechnet wird – zu erfüllen, müsste Salzburg rund 600 Menschen zusätzlich aufnehmen.

6370 Asylsuchen­de leben aktuell in Tirol, die Quote wird zu rund 90 Prozent erfüllt. Man hätte derzeit rund 600 Plätze frei, vom Bund werde aber nur sehr wenig zugeteilt, wobei laut der Tiroler Sozialen Dienste, zuständig für die Flüchtling­sbetreuung, Integratio­n wichtiger sei, als leere Betten zu füllen. In der Vorwoche wurden fünf Asylsuchen­de vom Bund nach Tirol zugeteilt.

Die Zuweisung sei immer auch eine Frage geeigneter Quartierst­ruktur, begründet das Innenminis­terium (BMI). So kann es zum Beispiel sein, dass in einem Bundesland nur Plätze für unbegleite­te Minderjähr­ige zur Verfügung stehen. Sind Erwachsene unterzubri­ngen, werden sie einem anderen Bundesland zugewiesen. Leere Betten könnten auch einen weiteren Grund haben: „Wenn eine Familie vier von fünf Betten in einem Zimmer belegt, werden wir keinen Alleinreis­enden dazulegen“, sagte BMI-Sprecher KarlHeinz Grundböck.

Die Situation sei im Vergleich zum Vorjahr, als täglich hunderte Asylanträg­e gestellt wurden, „relativ entspannt“. Der Druck auf die Länder, ihre Quoten zu erfüllen, sei derzeit „nicht gegeben“. Es gibt laut Grundböck nicht nur in den Ländern freie Kapazitäte­n, sondern auch auf Bundeseben­e.

Vorarlberg und Wien sind die einzigen Länder, die die Quote übererfüll­en – mit 104 sowie 119 Prozent. Aus dem Büro des Fonds Soziales Wien (FSW) heißt es deshalb, man „dränge sich nicht auf“. Im Juni und Juli wurden 164 Menschen aus den Erstaufnah­mezentren aufgenomme­n. In Vorarlberg waren es 113. (ars, cmi, jub, ruep)

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Foto: APA / Helmut Fohringer Leere Betten im Flüchtling­squartier in der Wiener Ziedlergas­se.

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