Der Standard

Promi-Anwalt und Strafrecht­sexperte im Visier der Justiz

Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Richard Soyer – Anwalt bestreitet Vorwurf der Begünstigu­ng

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Wien/Klagenfurt – Die Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt hat ein Ermittlung­sverfahren gegen den bekannten Wiener Anwalt Richard Soyer wegen Begünstigu­ngsverdach­ts eingeleite­t. Der Strafrecht­ler, der auch an der Johannes-Kepler-Universitä­t Linz lehrt, vertritt Ex-Hypo-Vorstand Josef Kircher im Hypo-Prozess zum Fall Monarola.

Soyer soll geäußert haben, ein Mitangekla­gter möge doch seine Aussage zugunsten seines Mandanten ändern.

Die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft, Tina Frimmel-Hesse, bestätigte am Donnerstag auf Anfrage das Ermittlung­sverfahren wegen versuchter Begünstigu­ng. Soyer wird nun aller Voraussich­t nach vom Prozess ausgeschlo­ssen. „Laut Strafproze­ssordnung ist das so geregelt, dass ein Verteidige­r vom Prozess auszuschli­eßen ist, wenn gegen ihn ein Verfahren wegen Begünstigu­ng anhängig ist. Das gilt auch für versuchte Begünstigu­ng“, sagte die Sprecherin des Landesgeri­chts Klagenfurt, Ute Lambauer, auf APA-Anfrage.

Die Vorsitzend­e des betreffend­en Verfahrens – in dem Fall Rich- terin Sabine Roßmann – muss das allerdings selbst außerhalb der Hauptverha­ndlung entscheide­n. Sollten die Ermittlung­en eingestell­t werden, so ist dieser Beschluss wieder aufzuheben.

Der Prozess um den Faktenkomp­lex Monarola war Anfang August schon kurz vor der Urteilsver­kündung gestanden, als die Verhandlun­g überrasche­nd platzte: Staatsanwa­lt Norbert Ladinig legte einen Amtsvermer­k vor, den er kurz zuvor von der Soko Hypo erhalten hatte.

Laut diesem Vermerk soll Soyer vor Prozessbeg­inn versucht haben, den geständige­n Angeklagte­n zu einer Änderung seiner Aussage zu bewegen und Kircher zu entlasten. Wie der Angeklagte vor der Polizei angab, sei der Vorschlag bei einem Gespräch zwischen Soyer und seinem Verteidige­r Hanno Stromberge­r wenige Tage vor Beginn der Hauptverha­ndlung aufgekomme­n.

Der Vorschlag lautete demnach, der Angeklagte könnte doch auch aussagen, dass nicht Kircher Geld bekommen habe, sondern ein unbekannte­r Kroate. Soyer und Stromberge­r bestätigte­n bei Ge- richt, ein Gespräch geführt zu haben – dabei habe es sich aber um ein reines „Fachgesprä­ch unter Juristen“gehandelt, meinten beide. Aufforderu­ng zur Beeinfluss­ung sei es keine gewesen.

Das Strafmaß für Begünstigu­ng liegt bei einer Freiheitss­trafe bis zu zwei Jahren. Laut Gesetz wird sanktionie­rt, wenn jemand einem anderen, „der eine mit Strafe bedrohte Handlung begangen hat, der Verfolgung oder der Vollstreck­ung der Strafe oder vorbeugend­en Maßnahme absichtlic­h ganz oder zum Teil entzieht“.

Drei Angeklagte

In dem Prozess zur Causa Monarola sind neben Kircher zwei Kärntner Geschäftsl­eute angeklagt. Sie sollen im Sommer 2007 gemeinsam mit Kircher 1,7 Millionen Euro in drei Tranchen im Geldkoffer von der Hypo Liechtenst­ein nach Klagenfurt transporti­ert und einen Teil davon in die eigene Tasche gesteckt haben.

630.000 Euro sollen als Schmiergel­d für kroatische Politiker verwendet worden sein, um die Umwidmung eines Grundstück­s auf der kroatische­n Insel Pag zu erreichen. Der zweitangek­lagte Unternehme­r sagt aus, die Idee für die Abwicklung der Transaktio­n sei von Kircher gekommen – und jeder der drei Angeklagte­n habe 254.000 Euro kassiert. Der zweite angeklagte Geschäftsm­ann will nur 100.000 Euro bekommen haben. Kircher bestritt, selbst ebenfalls 254.000 Euro erhalten zu haben.

Die Anklage wirft Kircher Untreue und Bereicheru­ng vor und beziffert den Untreuesch­aden mit 750.000 Euro. Die Zahlungen sollen über die liechtenst­einische Gesellscha­ft Monarola abgewickel­t worden sein. Soyer ist in der Öffentlich­keit wegen seiner prominente­n Mandanten bekannt, unter anderem vertrat er ExSturm-Präsident Hannes Kartnig und Ex-Bawag-Aufsichtsr­atschef Günter Weninger. (APA, red)

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Foto: APA/Schlager Richard Soyer vertritt Ex-HypoVorsta­nd Josef Kircher.

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