Paralympics fix ohne Russland
Die Paralympics gehen ab 7. September in Rio ohne Behindertensportler aus Russland in Szene. Der Internationale Sportgerichtshof (Cas) bestätigte in Lausanne den Komplettausschluss wegen Staatsdopings.
Rio de Janeiro – Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) wähnte sich schon vor dem Spruch der Lausanner Sportrichter auf der sicheren Seite. Dem Einspruch Russlands gegen die am 8. August verkündete Suspendierung des Russischen Paralympischen Komitees (RPC) und den dadurch bedingten Komplettausschluss russischer Athleten von den Paralympischen Spielen vom 7. bis 18. September in Rio de Janeiro waren von vornherein nur geringe Chancen eingeräumt worden. Zu massiv waren die im sogenannten McLaren-Bericht erhobenen Vorwürfe, zu eindeutig die vom kanadischen Juristen Richard McLaren im Auftrag des Welt-Anti-Doping-Agentur zusammengetragenen Indizien für staatlich unterstütztes und gefördertes Doping auch im Behindertensport. Unter anderem waren Namen von 35 Athleten enthalten, deren Dopingproben manipuliert gewesen sein dürften.
Während das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor einem Komplettausschluss zurückschreckte, machte das IPC Nägel mit Köpfen. „Das russische Anti-Doping-System ist gebrochen und korrupt. Es entspricht nicht dem WeltAnti-Doping-Code und nicht dem Anti-DopingCode des Internationalen Paralympischen Komitees“, hatte IPC-Präsident Sir Philip Craven (66) gesagt. Nach dem ultimativen Richterspruch sah sich der ehemalige britische Rollstuhlbasketballer bestätigt: „Die heutige Entscheidung unterstreicht unsere Überzeugung, dass für Doping im paralympischen Sport absolut kein Platz ist. Durch sie haben wir einen weiteren Schritt zu fairen Wettkämpfen und gleichen Bedingungen für alle Para-Athleten der Welt getätigt.“Gleichzeitig bedauerte Craven die Notwendigkeit des drastischen Schrittes, man fühle mit den russischen Athleten, die nun nicht an den Spielen in Rio teilnehmen können. „Dies ist ein trauriger Tag für die paralympische Bewegung, aber wir hoffen, dass er auch ein Neuanfang und möglicherweise ein Katalysator für einen Wandel in Russland sein kann. Wir hoffen darauf, das Russische Paralympische Komitee wieder als Mitglied aufnehmen zu können, wenn es seiner Pflicht nachkommt, faire Wettkämpfe zu ermöglichen.“
Der Cas begründete seine Entscheidung damit, dass das IPC nicht gegen seine Regeln verstoßen habe. Zudem sei die Entschei- dung angesichts der Umstände verhältnismäßig. Das Russische Paralympische Komitee habe keine Beweise vorlegen können, die die Faktenlage verändern würden.
Von russischer Seite äußerte sich vorerst nur Sportminister Wladimir Mutko, der die Entscheidung „eher politisch als legal“nannte. „Es gab keinen Grund für einen Ausschluss, aber es ist trotzdem passiert.“
Österreich pragmatisch
Das Österreichische Paralympische Commitee (ÖPC) reagierte auf das Cas-Urteil zunächst pragmatisch. Man werde nun prüfen, welche Auswirkungen der russische Ausschluss auf das eigene Team habe, das heute in Wien präsentiert wird. Das IPC werde zunächst mit den internationalen Fachverbänden die Aufteilung der 267 ehemals russischen Startplätze besprechen und alle betroffenen nationalen Komitees kontaktieren. Sollte dies auch das österreichische Team betreffen, so werde das ÖPC die nötigen Schritte zur Sicherung der Teilnahme der Nachrücker und Nachrückerinnen in die Wege leiten.
In der Sache selbst standen ÖPC-Präsidentin Maria RauchKallat und ihre Generalsekretärin Petra Huber von Beginn an hinter der Entscheidung des IPC, „insbesondere mit Blick auf den Kampf gegen systematisches Doping, das scheinbar auch den paralympischen Sport betrifft“, wie es in einer Aussendung hieß. Der Schutz aller Athleten vor den Auswirkungen des Staatsdopings stehe im Vordergrund. (sid, lü)