Der Standard

Noch eine Schwachste­lle

- Regina Bruckner

Der Lieferboyk­ott der Prevent-Gruppe gegen Volkswagen ist beendet – und damit ein weiteres unrühmlich­es Kapitel für den Autoriesen. Nach dem Abgasskand­al zeigt die Episode, dass VW bei einem weiteren Kernstück des Konzernman­agements falsch gelegen ist.

Denn so viel wurde klar: Der vermeintli­che Zwerg ist keiner. Immerhin konnte er einen der größten Autokonzer­ne mit mehr als 600.000 Beschäftig­ten so empfindlic­h treffen, dass ein Teil der Produktion zum Erliegen kam. Die von der Familie Hastor kontrollie­rte Prevent-Gruppe hat neue Zuliefergr­uppen gebildet, die es ermögliche­n, Großen Paroli zu bieten. Die lange am kürzeren Hebel sitzenden Kleinen lassen sich nicht mehr alles gefallen.

Die Autokonzer­ne – darunter auch VW – nahmen die oft mittelstän­dischen Lieferante­n immer fester an die Kandare. In einer Welt des Kostendruc­ks gaben nicht wenige von ihnen auf oder wurden aufgekauft. VW und andere haben das System perfektion­iert. Aus gutem Grund: Gelingt es laut Fachleuten, die Einkaufsko­sten im VW-Konzern um nur ein Prozent zu senken, steigt der Konzerngew­inn um 1,5 Milliarden Euro.

Dass die Strategie Schwächen hat, zeigt sich jetzt deutlich. Die VW-Einkäufer waren offensicht­lich trotz dieses gewaltigen Hebels nicht gut genug über ihre Lieferante­n informiert. Ein Weltkonzer­n wie VW muss die Weitsicht haben, solche Schwachste­llen zu sehen und zu reparieren.

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