Der Standard

Fluchtbewe­gung

- Luise Ungerboeck

Ehrlicher wäre es gewesen, wenn das Straflande­sgericht Wien die Verhängung der Untersuchu­ngshaft gegen den früheren Lobbyisten der Telekom Austria mit der Buwog-Anklage begründet hätte. Das anstehende Großverfah­ren wegen der mutmaßlich geschmiert­en Privatisie­rung der Bundeswohn­ungen vor mehr als zehn Jahren wäre in der Tat ein gewichtige­r Grund, um sich ins Ausland abzusetzen.

Ermittlung­en und Verfahren laufen seit mehr als sieben Jahren. Abgesetzt hat sich Peter Hochegger bis heute nicht. Im Gegenteil, der einstige Haus-und-Hof-Lobbyist der teilstaatl­ichen Telekom ist ständig zwischen Österreich, Brasilien und der Schweiz hin- und hergereist, zu jedem Justizterm­in erschienen. Auch weil es mit Brasilien seit zwei Jahren ein Auslieferu­ngsabkomme­n gibt, scheint die Verhängung der U-Haft gegen Hochegger wenn nicht überzogen, so doch ein Ausdruck höchster Nervosität zu sein. Offensicht­lich will die Justiz eine Flucht ins Spital verhindern.

Dass die Strafen, die Hochegger und Ex-FPÖ-Werber Gernot Rumpold in den Korruption­sprozessen nun (nicht rechtskräf­tig) ausgefasst haben, reduziert wurden, war zu erwarten. Dies liegt an langer Verfahrens­dauer, Unbescholt­enheit und dem Eingeständ­nis von Fehlverhal­ten (durch Rumpold). Am schalen Beigeschma­ck ändert dies freilich nichts. Denn die Profiteure der Geldzuwend­ungen, FPÖund BZÖ-Politiker, wurden bis dato nicht behelligt.

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