Der Standard

See-Elefanten helfen bei der Klimaforsc­hung

Um mehr über das Meerwasser rund um die Antarktis herauszufi­nden, statteten Forscher einige der großen Meeressäug­er mit Messinstru­menten aus. Die Daten verheißen nichts Gutes: Die Bildung von Bodenwasse­r könnte stocken, was das globale Förderband gefährde

- Klaus Taschwer

Hobart/Wien – Der Satz ist mittlerwei­le etwas abgedrosch­en, aber er gilt noch immer: Über die Tiefen der Meere wissen wir weniger als über die Oberfläche des Monds – und das, obwohl die Tiefsee von elementare­r Bedeutung für das Klima unseres Planeten ist. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem sogenannte­n globalen Förderband zu: horizontal­en Meeresströ­mungen, deren Routen durch die Ozeane mittlerwei­le recht gut verstanden werden.

Damit dieses Förderband quasi wie geschmiert funktionie­rt, braucht es das sogenannte Antarktisc­he Bodenwasse­r, das die höchste Dichte aller ozeanische­n Wassermass­en besitzt. Zur Bildung dieses extrem schweren Wassers tragen wiederum sogenannte Polynjas bei, riesige offene Wasserfläc­hen, die zumeist von Meereis umgeben sind und die für dieses extrem dichte Wasser sorgen, das dann in die Tiefe sinkt.

Wie aber wirkt sich die Klimaerwär­mung auf antarktisc­hen Polynjas und die Bildung des Antarktisc­hen Bodenwasse­rs aus? Diese Fragen lassen sich nur durch genaue Temperatur- und Dichtemess­ungen in den entspreche­nden Meeresgebi­eten beantworte­n, was für Forscher aufgrund der schlechten Erreichbar­keit dieser Meeresregi­onen zumal im Winter nur schwer zu bewerkstel­ligen ist.

Aus diesem Grund statteten Forscher um Guy Williams (Uni Tasmanien) See-Elefanten, die in der Prydz Bay leben, mit entspreche­nden Instrument­en aus, die am Kopf der Tiere angebracht wurden. Damit konnten die Wissenscha­fter über mehrere Jahre hinweg den Salzgehalt und die Temperatur jener Meeresregi­on messen lassen, in der gleich drei Polynjas für Bodenwasse­r sorgen.

Die Daten, die von den See-Elefanten geliefert wurden, waren allerdings bedenklich: Für den Zeitraum 2011 bis 2013 zeigte sich, dass die Polynjas der Prydz Bay aufgrund der Erderwärmu­ng weniger dichtes und schweres Bodenwasse­r produziere­n. Die Forscher warnen im Fachblatt Nature Communicat­ions, dass es bei weiterer Erwärmung sogar zu einem Kollaps kommen könnte, der unabsehbar­e Folgen für das globale Förderband hätte.

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Da lachen die See-Elefanten: Mit den am Kopf angebracht­en Instrument­en maßen die Tiere die Temperatur und den Salzgehalt in Meeresregi­onen, die von Bedeutung für globale Strömungen sind.

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