Italiens Winzer in Festtagsstimmung
Die meisten Winzer auf der Apenninenhalbinsel haben heuer Grund zur Freude: Die eben begonnene Weinlese verspricht deutlich mehr Ertrag als im Vorjahr und zudem bessere Qualitäten. Nur in der Lombardei wird mit einer rückläufigen Produktion gerechnet.
Italiens Winzer sind in Feierlaune. Mitte August hat in nahezu allen Regionen die Weinlese begonnen. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti erwartet mit insgesamt rund 50 Millionen Hektoliter eine um fünf Prozent höhere Gesamtproduktion als 2015.
Damit dürfte Italien zum zweiten Mal in Folge größter Weinproduzent Europas sein und Frankreich auf Platz zwei verweisen. Dem Vernehmen nach wird die Weinlese in Frankreich wegen Spätfrösten und Pilzen heuer schwächer ausfallen als 2015.
Aber nicht nur quantitativ, auch qualitativ soll es sich heuer um eine hervorragende Traubenernte handeln, heißt es bei Coldi- retti. Denn der milde Winter und ein früher Austrieb garantieren zweifellos eine gewisse Qualität.
Allerdings differenziert die Produktion von Region zu Region. Die Weinbauern in Süditalien geben sich zuversichtlicher als jene im Norden. In Apulien und in Sizilien wird mit einem Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Hingegen erwarten die Winzer in der Lombardei Rückgänge um bis zu zehn Prozent.
Bei Franciacorte (Brescia), dem DOCG-Hersteller von Sekt und Weißwein, gibt man die Schuld an der rückläufigen Produktion den starken Regenfällen im Frühjahr. Doch sei exzellente Qualität garantiert. DOCG steht für kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung, vergleichbar dem Prädikatswein als höchste Qualitätsstufe.
Mit rund 200.000 Winzerbetrieben und einem Umsatz von geschätzt zehn Milliarden Euro ist die Weinwirtschaft mit rund 1,3 Millionen Beschäftigten inzwischen der ertragreichste Zweig der italienischen Landwirtschaft. Über die Hälfte des Umsatzes werden exportiert. Die Ausfuhren haben in den vergangenen Jahren kräftig zugelegt.
650.000 Hektar Wein
Insgesamt wird in Italien auf 650.000 Hektar Rebfläche Wein angebaut, davon entfallen 480.000 auf Trauben für Weine mit garantierter Ursprungsbezeichnung (DOC, DOCG) bzw. mit typischer geografischer Herkunft (IGT). Insgesamt werden in Italien 332 verschiedene DOCWeine und 78 DOCG Weine hergestellt. Rund ein Drittel der Pro- duktion trägt eine typisch geografische Herkunftsbezeichnung.
Die erste Weinlese betrifft die Chardonnay und Burgund-Reben. Im Herbst werden dann Montepulciano, Sangiovese (Mittelitalien) und zuletzt Nebbiolo und Aglianico im Norden geerntet.
Den Start zur Weinernte machte auch heuer die sizilianische Weinfirma Donnafugata, und zwar in der Nacht von San Lorenzo. Am 12. August um 21.00 Uhr wurden Kellereien geöffnet und im Rahmen von „Calice delle Stelle” mit der nächtlichen Chardonnay-Weinernte begonnen.
Die Nacht von San Lorenzo ist bei Donnafugata bereits zu einem Kultur-Event geworden. Vor allem in Süditalien wird großteils abends und in der Nacht geerntet. Der Präsident von Coldiretti, Roberto Moncalvo, erklärt den jüngsten Erfolg der italienischen Weinwirtschaft mit der geografischen Identität der Qualitätsweine. „Heute trägt weltweit bereits einer von fünf exportierten Weinen das Markenzeichen Made in Italy.“