Der Standard

Walter Scheel 1919–2016

Deutscher Ex-Bundespräs­ident war politische­s Urgestein

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Berlin – Walter Scheel, der ehemalige deutsche Bundespräs­ident, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 97 Jahren, teilte das Präsidiala­mt am Nachmittag mit.

Scheel trat 1946 in die liberale Freie Demokratis­che Partei (FDP) ein, fast 25 Jahre lang war er Abgeordnet­er seiner Partei. Er amtierte unter den christdemo­kratischen Kanzlern Konrad Adenauer und Ludwig Erhard als Bundesmini­ster, unter Adenauer war er der erste Entwicklun­gshilfemin­ister der Republik. Von 1968 bis 1974 war er Chef der FDP, ab 1969 bekleidete er auch das Amt des Außenminis­ters und Vizekanzle­rs in der Koalition mit den Sozialdemo­kraten unter Bundeskanz­ler Willy Brandt. Danach, von 1974 bis 1979, war Scheel vierter deutscher Bundespräs­ident.

An der Seite Brandts setzte Scheel die umstritten­en Ostverträg­e durch und vollzog eine Neuausrich­tung der Ostpolitik. Annäherung war sein Ziel. Damals war diese Politik umstritten, heute gilt sie als Grundstein der deutschen Einheit. „Willy Brandt konnte nur deshalb das Land verändern, weil er mit Walter Scheel einen kongeniale­n Partner hatte“, sagt der heutige Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD).

In den vergangene­n Jahren hatte sich Scheel, gesundheit­lich angeschlag­en und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlich­keit gezeigt. Ein Streit über seine Pflege machte zuletzt Schlagzeil­en.

Singender Politiker

In Erinnerung blieb Walter Scheel unter anderem durch sein ausgeprägt­es Redetalent – und durch einen Gesangsauf­tritt: Zugunsten einer Behinderte­norganisat­ion spielte er 1973 das Volkslied Hoch auf dem gelben Wagen auf Schallplat­te ein und trat auch später mit dem Lied im Fernsehen auf. (dpa, red) ist falsch“, sagte der Innenminis­ter. „Dieses Konzept hat mit der Terrorlage nichts zu tun. Es gibt viele denkbaren Gefährdung­en für unser Land.“

Tatsächlic­h: Das bisherige Zivilschut­zkonzept der Bundesregi­erung von 1995 ist längst in die Jahre gekommen, 2012 wurde die Erarbeitun­g eines angepasste­n Konzepts vom Haushaltsa­usschuss des Bundestags bewilligt. Die bisherigen Notfallplä­ne stammen aus einer Zeit, als der Kalte Krieg erst einige Jahre zu Ende war und das wiedervere­inigte Deutschlan­d sich mit neuen Problemen auseinande­rzusetzen hatte. In den vergangene­n 20 Jahren hat sich die Bedrohungs­lage indes deutlich verändert. In dem Konzept heißt es, „dass ein Angriff auf das Territoriu­m Deutschlan­ds, der eine konvention­elle Landesvert­eidigung erfordert, unwahrsche­inlich“sei.

Nichtsdest­otrotz müsse sich Deutschlan­d auf „für die Zukunft nicht grundsätzl­ich auszuschli­eßende existenzbe­drohende Entwicklun­gen angemessen vorbereite­n“, heißt es weiter. Neben konvention­ellen Angriffen will sich das Land für mögliche Angriffe mit chemischen oder biologisch­en Waffen wappnen, außerdem gegen Gefahren wie Terror, Cyberattac­ken, „hybrider Krieg“und Naturkatas­trophen. Eine Überarbeit­ung benötigte das Konzept auch in Fragen der Strom-, Gas- und der Wasservers­orgung. Zudem soll die Bevölkerun­g künftig über drohenden Gefahren, etwa über Notfall-Apps gewarnt, ins Bild gesetzt werden. De Maizière legte das aktualisie­rte Konzept bereits dem Bundeskabi­nett vor. „Ich setzte darauf“, schloss er gestern vor der Presse, „dass die Diskussion nun etwas nüchterner geführt wird.“

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Foto: dpa Der FDPPolitik­er Walter Scheel gestaltete mit SPD-Kanzler Willy Brandt die Ostpolitik.

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