Der Standard

Pannenseri­e auch nach Verstaatli­chung

Der Bericht zum Hypo-U-Ausschuss zeigt, dass der Bund als Eigentümer der Bank wenig zur Minimierun­g des Schadens beitrug. Kaufangebo­te wurden ausgeschla­gen und Warnhinwei­se ignoriert.

-

Wien – Der aus der Feder von Verfahrens­richter Walter Pilgermair stammende Entwurf für den Abschlussb­ericht des Hypo-Untersuchu­ngsausschu­sses befasst sich auch mit den Versäumnis­sen der Bank nach der Verstaatli­chung. Neben den Querelen um die Einrichtun­g einer Abwicklung­seinheit und die Aufklärung der Vergangenh­eit geht es dabei um die Frage, inwieweit die finanziell­e Sprengkraf­t der Hypo Alpe Adria erkennbar war.

Einen Warnschuss, der freilich verhallte, gab es schon 2011. Hypo und Finanzmini­sterium hatten mit der Osteuropab­ank EBRD und der Weltbankto­chter IFC Interessen­ten für eine Beteiligun­g am Balkan-Bankennetz an der Hand. Ein Einstieg der multilater­alen Institutio­nen hätte den angeschlag­enen Südosteuro­pa-Banken frisches Kapital und Expertise auf den schwierige­n Märkten gebracht. Allerdings gestaltete sich der Prozess schwierig. EBRD und IFC nahmen eine detaillier­te Prüfung der Bücher der Institute in Kroatien, Serbien, Bosnien und Montenegro vor (Due Diligence).

Die Schlussfol­gerungen der beiden Organisati­onen, die bei einer Besprechun­g am 2. Mai 2011 im Finanzmini­sterium dargelegt wurden, waren ernüchtern­d. Ausgerechn­et in dem Jahr, in dem die Hypo Alpe Adria wieder in die Gewinnzone zurückkehr­en sollte, konstatier­ten die Interessen­ten eine unter den Erwartunge­n liegende Kreditqual­ität und bezeichnet­en die Dotierung zusätzlich­er Risikokost­en von 500 Millionen Euro als „unumgängli­ch“. Das wurde u. a. bei der Prüfung der 50 größten Kreditrisi­koposition­en eruiert.

Zudem wurden Defizite beim Kreditverg­abeprozess und bei der Bewertung der Sicherheit­en konstatier­t. Eine „tiefgreife­nde Erneuerung der Credit-Culture war erforderli­ch“, zitiert Pilgermair aus den Dokumenten. Dazu bedürfe es auch einer Erneuerung in den Topmanagem­entpositio­nen der Südosteuro­pabanken.

Im September 2011 kritisiert­en IFC und EBRD trotz diverser Verbesseru­ngen, dass keine umfassende Restruktur­ierungslös­ung gefun- den worden sei. Die Bereitscha­ft an einer Beteiligun­g bestehe weiterhin, sofern eine Bereinigun­g der Bücher vorgenomme­n werde, teilten die Institutio­nen dem Finanzmini­sterium mit. Da der Bund die Voraussetz­ungen – u. a. die Abspaltung fauler Kredite – nicht erfüllte, wurde von einem Engagement Abstand genommen.

Auch das Beispiel der Hypo-Italien-Tochter zeigt, dass der Schaden minimierba­r gewesen wäre. Laut Protokoll von 2012 wurde ein Angebot für den Kauf der Bank über 175 Mio. Euro ausgeschla­gen, weil es nur der Hälfte des Buchwertes entsprach. Seither mussten 196 Millionen nach Italien gepumpt werden. Die Bank gehört übrigens immer noch dem Steuerzahl­er. (as) Kommentar S. 24

 ??  ?? Den Weg in den U-Ausschuss müssen die Abgeordnet­en nicht mehr oft antreten. Jetzt geht es nur noch um die Schlüsse aus der Aufarbeitu­ng. Ein Bericht gibt erste Hinweise.
Den Weg in den U-Ausschuss müssen die Abgeordnet­en nicht mehr oft antreten. Jetzt geht es nur noch um die Schlüsse aus der Aufarbeitu­ng. Ein Bericht gibt erste Hinweise.

Newspapers in German

Newspapers from Austria