Syrien: Rückzug der Kurden
Türkei weitet Offensive im Grenzgebiet aus
Ankara/Damaskus – Nach starkem Druck der Türkei und der USA haben sich die syrischen Kurden im Norden des Landes laut Meldungen der USA und der Türkei aus Gebieten westlich des Euphrat zurückgezogen, die sie bis jetzt kontrolliert hatten. Einen Tag nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Syrien und der Vertreibung der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) aus der Grenzstadt Jarablus kehrten laut Kurdenvertretern, wie von Ankara und Washington gefordert, Einheiten „in ihre Basen zurück“.
Die Türkei hat nach ersten militärischen Erfolgen ihre bisher größte Offensive gegen die IS-Miliz auf syrischem Gebiet ausgeweitet. Mittlerweile überquerten mindestens 20 türkische Panzer – mit Unterstützung von US-Kampfflugzeugen – die Grenze zum Bürgerkriegsland. (red)
Ankara/Damaskus/Wien – Nach der Eroberung der nordsyrischen Grenzstadt Jarablus von der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) am Mittwoch, verstärkt die Türkei nun ihre Bodenoffensive in der Region. Zehn weitere Panzer der türkischen Armee drangen auf syrisches Territorium vor – damit waren es insgesamt etwa 20. Falls nötig, würden weitere Militärfahrzeuge entsandt, sagte ein Regierungsvertreter.
Laut türkischen Medienberichten sind 1500 bis 2000 Kämpfer der „Freien Syrischen Armee“(FSA) im Einsatz. Unterstützung erhalten die Truppen von USKampfjets. Auch Deutschland will sich weiter am Kampf gegen den IS beteiligen – Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wies Gerüchte über den Abzug der Bundeswehr vom türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik zurück.
Gegen den IS kämpft auch die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihre Miliz YPG – deren militärische Erfolge kommen Ankara allerdings ungelegen, weil die Türkei eine Stärkung der PKK befürchtet, die mit der YPG eng verbunden ist. Die syrische Kurdenmiliz teilte am Donnerstag mit, ihre Kämpfer seien nach der erfolgreichen Eroberung der Stadt Manbij, westliche des Flusses, „in ihre Basen zurückgekehrt“. Eine konkrete Bestätigung für den Rückzug gab es dagegen nicht.
Einem Sprecher der US-geführten internationalen Koalition zufolge steht auch eine Offensive in Richtung der syrischen IS-Hochburg Raqqa bevor. Die von den Kurden angeführten Rebellen der Demokratischen Kräfte Syriens (DFS), zu der neben der YPG auch arabische Kämpfer gehören, bereiten sich offenbar darauf vor.
In der Türkei hat es am Donnerstag Schüsse auf den Konvoi des türkischen Oppositionschefs Kemal Kilicdaroglu gegeben. Polizei und Leibwächter des Sozialdemokraten schossen zurück. Drei Beamte wurden verletzt, Kilicdaroglu blieb unversehrt. Innenminister Efkan Ala (AKP) machte die kurdische PKK verantwortlich.
Einsatz von Chemiewaffen
Eine UN-Untersuchungskommission ist indes zum Schluss gekommen, dass in Syrien Chemiewaffen eingesetzt wurden. Der IS soll 2015 Senfgas eingesetzt haben, Syriens Luftwaffe 2014 und 2015 Chlorgas. Dieses fällt nicht unter das Chemiewaffenverbot, da es zivil verwendet werden darf.
Berlin und Paris forderten eine entschiedene Reaktion des UnoSicherheitsrats. Russland und China haben allerdings in der Vergangenheit mehrfach Resolutionen gegen Syrien blockiert. (red)