Der Standard

Bundesheer kauft 120 Scharfschü­tzengewehr­e

Neue Waffe soll präzise Treffer auf 1800 Meter Entfernung ermögliche­n

- Conrad Seidl

Wien – Noch heuer will das Bundesheer 120 Scharfschü­tzengewehr­e anschaffen – und hat sich sowie den möglichen Lieferante­n daher einen sehr engen Zeitplan auferlegt: Bis Ende vergangene­r Woche waren Interessen­ten eingeladen, am Verfahren teilzunehm­en – Anfang September soll eine technische Vorentsche­idung fallen, Mitte September werden die Ausschreib­ungsunterl­agen hinausgehe­n, und innerhalb eines weiteren Monats werden die konkreten Angebote erwartet.

Die neue Sniper-Rifle soll das beim Bundesheer eingeführt­e SSG 69 ablösen – ein in den 1970er-Jahren eingeführt­es Gewehr mit einer Einsatzsch­ussweite von 600 bis 800 Metern, das zu seiner Zeit Maßstäbe gesetzt hat und auch ein vielbeacht­eter Exportarti­kel war. Unter anderem ging eine Lieferung von 600 dieser in Österreich gefertigte­n Gewehre unter der Bezeichnun­g „Sportschüt­zengewehr“an die syrische Armee.

Dieser vom damaligen parteilose­n Verteidigu­ngsministe­r Karl Lütgendorf eingefädel­te Deal brachte die Alleinregi­erung Kreisky (SPÖ) in arge Schwierigk­eiten, der Kanzler entließ daraufhin im Mai 1977 den Minister.

Die neue Waffe soll deutlich mehr können als die bisherige: Mit der Munition 338 LM soll eine Einsatzsch­ussweite von 1800 Meter erreicht werden – und eine höhere Durchschla­gsleistung. Daher soll dieses Gewehr auch mit einem Zweibein als „mittleres Scharfschü­tzengewehr“geliefert werden. In den Jägerbatai­llonen sollen dafür eigene Scharfschü­tzentrupps mit neuen Kampfauftr­ägen gegen weiche Ziele zusammenge­stellt werden.

Mehrere Interessen­ten

Die erste Interessen­tensuche des Verteidigu­ngsministe­riums hat ergeben, dass „mehrere“Unternehme­n interessie­rt wären, mit dem Bundesheer entspreche­nd ins Geschäft zu kommen – was darauf schließen lässt, dass neben dem österreich­ischen Anbieter Steyr Mannlicher auch ausländisc­he Waffenschm­ieden lieferfähi­g wären. Aus deren Anfragen (und der allgemein gehaltenen Beantwortu­ng vom 28. Juli) lässt sich aber schließen, dass das Bundesheer sich offenlasse­n will, was es eigentlich haben will, „insbesonde­re deshalb, weil derzeit nicht klar ist, ob ein High-End-Produkt oder ein ‚Billigprod­ukt‘ oder ein Produkt, das gerade einmal den Mindestanf­orderungen entspricht, gesucht wird“.

Die ministerie­lle Antwort darauf ist vage, auch weil man nicht vorab verraten will, wie viel man auszugeben bereit ist. Sinngemäß lautet sie, dass durchaus unterschie­dliche Waffen (soweit sie sich nicht bloß im Preis unterschei­den) angeboten werden dürfen, „die Zulässigke­it von Alternativ­angeboten wird in der zweiten Phase bekanntgeg­eben“.

Allein Steyr Mannlicher könnte verschiede­ne Scharfschü­tzengewehr­e liefern – etwa dass SSG 08 oder das SSG Carbon.

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