Der Standard

Stadt und Land Salzburg streiten über Asylquarti­er

Nähe zum Bahnhof für Stadt- SPÖ unverantwo­rtlich – Landesräti­n will mit Bürgermeis­ter Lösung finden

- Stefanie Ruep

Salzburg – Ein geplantes Asylquarti­er in der Elisabeths­traße in der Nähe des Salzburger Hauptbahnh­ofs sorgt derzeit für Streit zwischen Stadt und Land Salzburg. Die Stadt-SPÖ will das Quartier für rund 80 Asylwerber verhindern. Gemeindera­t Bernhard Auinger kritisiert, die Stadt sei über die geplante Asylunterk­unft nicht informiert gewesen.

Zudem sei die Nähe zum Bahnhof, wo die Polizei seit Wochen Probleme habe, die Kleinkrimi­nalität in den Griff zu bekommen, unverantwo­rtlich, sagt Auinger. „Das ist momentan echt ein Riesenprob­lem. Es ist unsensibel, das jetzt zu machen“, betont Auinger.

Auch Anrainer und Geschäftst­reibende hätten bei einem Treffen bereits ihre Bedenken geäußert. Alle seien der Meinung, dass ein Quartier beim Bahnhof unverantwo­rtlich sei für den Stadtteil und für die Asylwerber, schildert Auinger. „Die Chance, dass die Asylwerber mit Kriminalit­ät in Verbindung kommen, ist nirgends so hoch wie dort.“

Betreiben soll das Quartier in dem ehemaligen Übernachtu­ngsheim der ÖBB der Samariterb­und. Das Gebäude steht seit acht Jahren leer und war zuvor eine Kantine und Quartier für ÖBB-Mitarbeite­r. Zur Verfügung gestellt wurde das Gebäude laut dem Büro von Integratio­nslandesrä­tin Martina Berthold (Grüne) bereits 2014 vom damaligen ÖBB-Chef und jetzigen Bundeskanz­ler Christian Kern.

In Bertholds Büro versteht man die Aufregung der Stadt-SPÖ nicht. Bürgermeis­ter Heinz Schaden sei seit einem Jahr über das Asylquarti­er informiert.

Bei mehreren Sitzungen der Asylsteuer­gruppe, in der auch Beamte der Stadt Salzburg sitzen, sei das Quartier Thema gewesen. Die Integratio­nslandesrä­tin werde das Gespräch mit dem Bürgermeis­ter suchen, um eine konstrukti­ve Lösung zu finden. Die Unterkunft werde benötigt, weil einige bestehende Quartiere nur zur Zwischennu­tzung gedacht waren und nun aufgelöst werden müssen.

Im Oktober soll das Quartier eröffnet werden. Die Stadt stellt sich nun mit allen Mittel quer. Sie gab keine zivilrecht­liche Zustimmung zur Nutzung einer Fläche, die für die Errichtung eines gesonderte­n Hauseingan­gs nötig ist. Zudem verlangte die Stadt von der Baufirma, die Baustellen­einrichtun­g umgehend zu beseitigen.

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