Der Standard

Noch 900 Kinder bei Alt-Wien-Einrichtun­gen

Rund 900 Kinder sind laut Stadt Wien noch beim Verein Alt-Wien angemeldet, dem Gelder gestrichen wurden. Alternativ­e Kindergart­en- und Hortplätze gebe es genug, heißt es. Die Stadt erhebt Vorwürfe für die Zeit von 2009 bis 2014 – es könnten weitere hinzuk

- Gudrun Springer

Wien – Rund 900 Kinder sind laut Stadt Wien noch beim Verein AltWien für September angemeldet. Der Verein betreibt Kindergärt­en, in denen bis vor kurzem 2170 Kinder betreut wurden. Dem Träger wurden die Förderunge­n aber wegen Unregelmäß­igkeiten gestrichen. Die Stadt versichert­e am Donnerstag bei einer Pressekonf­erenz, dass es für alle Kinder Ersatzplät­ze gebe. Rund 1200 Kinder hätten schon Alternativ­plätze bei anderen Trägern, 470 davon in städtische­n Einrichtun­gen.

Ohne die Fördergeld­er der Stadt steht der Verein vor einer ungewissen Zukunft. Alt-Wien soll von 2009 bis 2014 mehr als 6,6 Millionen Euro zweckwidri­g verwendet haben. Es wurde Anzeige bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft erstattet. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Für Sorgen und Ängste der Eltern habe sie Verständni­s, sagte die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberg­er (SPÖ). Es habe nun aber „Konsequenz­en geben müssen“. Sie werde „rechtlich alles unternehme­n, um die 6,6 Millionen Euro einzuklage­n“.

Aus gut informiert­en Kreisen heißt es, dass es auch bezüglich der Verwendung erst im August 2016 ausbezahlt­er Gelder teils Hinweise auf Unregelmäß­igkeiten gebe. Von Alt-Wien war dazu am Donnerstag keine Auskunft zu bekommen. Ein Mitglied des Vorstands, dessen Spitze erst kürzlich gewechselt wurde, teilte dem STANDARD mit, man gebe erst nächste Woche wieder Stellungna­hmen ab. Die Stadt hat dem Verein im August noch eine Abwicklung­szahlung in der Höhe von rund einer Million Euro gewährt, um die Kindergart­enplätze noch über den August zu sichern.

2015-Abrechnung fehlt noch

Daniela Cochlar, Leiterin der für die Kindergärt­en zuständige­n MA 10, erläuterte, dass in ihrem Büro bisher weder die Abrechnung für 2015 eingetroff­en sei noch eine Bankgarant­ie für die Rückzahlun­g der 6,6 Millionen Euro, die etwa statt für die Betreuung von Kindern in Immobilien gesteckt worden sein sollen.

Einen ersten Verdacht auf Unregelmäß­igkeiten hatte die MA 10 nach Cochlars Angaben 2013. Man habe dann noch Unterlagen aus 2014 geprüft. Dass jetzt erst Konsequenz­en gezogen wurden, hänge damit zusammen, dass die Prüfung der „zahlreiche­n“Unterlagen „extrem mühsam“gewesen sei. Zudem habe man sich ein halbes Jahr noch um eine Lösung bemüht und sei im Juli selbst überrascht worden, dass der ausgehande­lte Vergleich platzte.

Wie es wirklich mit dem Verein weitergeht, war noch unklar. Das sei für das Personal – rund 300 Personen – besonders unangenehm, sagte Frauenberg­er. Es gebe Qualifizie­rungsangeb­ote und ständigen Kontakt der Betroffene­n mit der Gewerkscha­ft. Anfang September findet laut Stadt eine Betriebsve­rsammlung statt.

Kritik an den Verantwort­lichen der Stadt kam am Donnerstag von Neos, ÖVP und FPÖ. Die Schwarzen forderten von Frauenberg­er, für alle Kinder eine Kindergart­enplatzgar­antie ab 1. September. Die Blauen kritisiert­en Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) dafür, dass er nicht weiter mit dem Träger verhandeln wolle. Häupl hatte am Mittwoch festgestel­lt, dass mit Rettungsve­rsuchen „irgendwann dann Schluss“sei.

Dies führte auch zu pinker Kritik: Häupl blocke mit seinen Worten alle Vermittlun­gsversuche mit dem Betreiber ab, das schade den betroffene­n Eltern und Kindern. Von diesen hatten diese Woche erneut mehrere Dutzend vor dem Rathaus protestier­t.

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