Der Standard

Wichtige Routen werden im Rückwärtsg­ang gespeicher­t

Rattenexpe­rimente legen Navigation­smechanism­en des Gehirns offen

-

Baltimore/Wien – Strandet man auf einer einsamen Insel, besteht eine der ersten Aufgaben nach dem Campaufbau darin, sich auf die Suche nach Trinkwasse­r zu machen. Stößt man schließlic­h nach stundenlan­gen Dschungelw­anderungen auf einen rettenden Bach, ergibt sich die nächste Schwierigk­eit: Wie findet man den Weg zurück zum Lager? Neurowisse­nschafter um David Foster von der Johns Hopkins University in Baltimore haben nun entdeckt, wie Säugetierg­ehirne – im konkreten Fall die von Ratten – solche Navigation­sprobleme lösen.

Gibt es eine ausreichen­d attraktive Belohnung am Ende des Weges, bei den Ratten war es übrigens Schokolade, und zwischendu­rch Pausen, werden spezielle Neuronen im Hippocampu­s aktiviert, die die abgelaufen­en Routen im Rückwärtsg­ang abspulen. Die Labyrinth-Experiment­e der Wissenscha­fter zeigten: Je größer die Belohnung ausfällt, umso häufiger drückte das Gehirn in Ruhephasen gleichsam auf Replay.

„Dass das Gehirn Marschrout­en während Pausen intern wiederholt, war teilweise bereits bekannt“, berichtet Foster. „Nun wissen wir auch, dass die Informatio­nen in diesen Wiederholu­ngen von der Art der Belohnung ent- scheidend beeinfluss­t werden. Laut der Veröffentl­ichung im Fachjourna­l Neuron dient dieser Mechanismu­s vor allem dazu, die Erinnerung­en zu verfestige­n.

Noch ist nicht völlig klar, ob die selben Abläufe auch im mensch- lichen Gehirn eine Rolle spielen. Foster und seine Kollegen betonen allerdings, dass zumindest die Bedeutung der Pausen für die Navigation auf unbekannte­m Terrain offenbar größer ist als bisher gedacht. (tberg)

Newspapers in German

Newspapers from Austria