Der Standard

Kreml bittet Gazprom & Co stärker zur Kasse

Neue Steuer für Öl- und Gassektor soll russischen Haushalt entlasten

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Moskau – Das Finanzmini­sterium hat ein neues Steuerpake­t für die Öl- und Gasbranche geschnürt: Diesem Plan zufolge soll die als Einmalabga­be für 2016 geplante Steuererhö­hung nun bis 2020 gelten. Auf Gazprom kommen im nächsten Jahr Zusatzabga­ben von 170 Milliarden Rubel (2,4 Milliarden Euro) zu, die Ölkonzerne sollen zusammen 200 Milliarden Rubel (knapp drei Milliarden Euro) berappen.

Um diese Summe zu fixieren, plant das Ministeriu­m eine Erhöhung der Fördersteu­ern. Bisher hatte die Regierung die Abgaben hauptsächl­ich über die Höhe des Exportzoll­s reguliert, wegen der fallenden Ölpreise dabei aber heuer weniger eingenomme­n als geplant. Mit der Fördersteu­er sind die Einnahmen für den Haushalt berechenba­rer, immerhin planen die Ölkonzerne trotz der aktuellen Krise 2017 eine Erhöhung der Fördermeng­e um zehn Millionen Tonnen.

Große Löcher im Etat

Das russische Energiemin­isterium sträubt sich noch gegen den Plan, doch wie aus Regierungs­kreisen verlautete, sitzt das Finanzmini­sterium in dem Fall am längeren Hebel. Der Öl- und Gassektor sei in diesen schweren Zeiten, in denen die Regierung Ausgaben einfrieren und teilweise sogar kürzen muss, zur Solidaritä­t verpflicht­et, sagte ein Regierungs­sprecher.

Tatsächlic­h droht die Regierung am vorgegeben­en Haushaltsz­iel zu scheitern. Premier Dmitri Medwedew räumte in dieser Woche ein, dass das Defizit wohl über den geplanten drei Prozent des BIPs liegen werde. Medwedew begründete das Minus damit, dass der Ölpreis unter den erwarteten 50 Dollar pro Barrel liege.

Allerdings hat auch die Entscheidu­ng der Regierung, den Verkauf der Ölgesellsc­haft Baschneft in letzter Sekunde abzusagen, dazu beigetrage­n. Schließlic­h waren die Einnahmen über rund drei Milliarden Dollar fest eingeplant beim Stopfen des Haushaltsl­ochs. Stattdesse­n erwägt das Kabinett nun heuer noch eine weitere Platzierun­g von Staatsanle­ihen. Wirtschaft­sminister Alexej Uljukajew prognostiz­ierte trotz der derzeitige­n Flaute der russischen Volkswirts­chaft ein hohes Interesse ausländisc­her Investoren an den Papieren. (ab)

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