Der Standard

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Depperte Debatte

Betrifft: Helm, Sturmhaube, Kopftuch, Hidschab, Al-Amira, Chimar, Tschador, Burka, Burkini und Niqab Wir haben jetzt also eine Diskussion über Vollversch­leierung. Eine ähnliche Diskussion, mit genau denselben Argumenten, hatten wir bereits über Kopftücher. Wir werden, so fürchte ich, die Vollversch­leierung tatsächlic­h verbieten.

Jetzt werden viele sagen: Die Frauen werden gezwungen. Es ist vollkommen egal, ob das stimmt oder nicht, der Verfassung­sgerichtsh­of wird Beweise dafür sehen wollen, und das ist gut so. Die wird es nicht geben, oder wenn, dann nur für Einzelfäll­e. Das Gesetz wird also gekippt werden. Auch das ist gut so. Strache nennt das, was der Verfassung­sgerichtsh­of tun wird: abendländi­sche Werte erhalten. Ich nenne es: den Rechtsstaa­t schützen.

Was dann passiert, das kennen wir schon aus der Kopftuchde­batte: In fünf Jahren werden alle jungen türkischen Mädchen in Voll- verschleie­rung herumlaufe­n, in zehn die älteren auch. Denn es wird, genau wie das Kopftuch heute, zum identitäts­stiftenden Kleidungss­tück, und damit zu einem ernstzuneh­menden Hindernis bei der Integratio­n. Dass Verschleie­rung in der Türkei unüblich ist, wird dabei nicht die geringste Rolle spielen.

Diese Debatte ist vollkommen fruchtlos. Es ist eine Debatte über Symptome, nicht über Ursachen. Diskutiere­n wir, wie wir Muslime besser integriere­n können, dann erübrigt sich der Rest naturgemäß. Johannes Norz

2500 Baden

Freiheit für Gesichter

Die Verbote von Burka/Niqab und Burkini behandeln zwei unterschie­dliche Streitfrag­en, ohne die Differenze­n zwischen diesen beiden zu beachten.

Burka und Niquab verstoßen gegen die sich in unserem Kulturkrei­s über die Jahre entwickelt­e kulturelle Norm, dass das Gesicht eines Menschen erkennbar sein muss. Extrembeis­piel wäre das „Vermummung­sverbot“. Zuwanderer, die ihren Frauen die Vermummung aufzwingen, sind freiwillig zu uns gekommen und von uns aufgenomme­n worden. Niemand zwingt sie, bei uns zu bleiben. Wer diese in unserem Lande allgemein anerkannte kulturelle Norm des freien Gesichts nicht akzeptiere­n will, muss in einen jener Kulturkrei­se zurückkehr­en, wo Burka und Niqab für Frauen die Norm sind.

Mit Religionsf­reiheit hat es auch nichts zu tun, da der Koran keinerlei derartig zwanghafte Bekleidung vorschreib­t und wir uns von einer Minderheit nicht rückständi­ge patriarcha­le, kulturfrem­de Normen aufzwingen lassen dürfen.

Etwas anders verhält es sich mit dem Burkini. Bei diesem ist das Gesicht ja zu sehen. Und warum soll es einer Frau nicht freigestel­lt werden, ihren Körper so zu verhüllen oder enthüllen, wie es ihr gefällt? Anton Schwarz

1210 Wien

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