Der Standard

Kopf-an-Kopf-Rennen um Hofburg

Die Kandidaten polarisier­en, weshalb sich zwischen den Lagern wenig verschoben hat. Vier Wochen vor der Wahl liegen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer gleichauf, mit kleinem Vorteil für Van der Bellen.

- Conrad Seidl

Wien – Umfragen, das kann man gerade im Vorfeld der anstehende­n Stichwahl um das Bundespräs­identenamt nicht oft genug sagen, können keine präzise Vorhersage des Wahlergebn­isses liefern. Aber, das lässt sich gerade jetzt gut zeigen: Umfragen geben gut die Stimmung in der Wählerscha­ft wieder. Und sie ermögliche­n Vergleiche.

Der Meinungsfo­rscher Peter Hajek, der für den Sender ATV den „ATV Österreich Trend“erhebt, kann seine in dieser Woche durchgefüh­rte Umfrage (700 Wahlberech­tigte, Schwankung­sbreite maximal +/– 3,7 Prozent) mit jener vergleiche­n, die er am Wahltag im Mai gemacht hat – und dabei feststelle­n: „Die meisten Wähler haben seit damals ein relativ klares und unveränder­tes Bild von den Kandidaten.“

Gespaltene­s Elektorat

Damals wie jetzt hat jeweils etwa die Hälfte der Befragten (mit fast keinen Überschnei­dungen) von Norbert Hofer eine gute Meinung, die andere Hälfte von Alexander Van der Bellen. Damals wie heute punktet Van der Bellen bei eher urbanen Eliten, Hofer auf dem flachen Land.

Und jeweils dort holen sie auch ihre Stimmen her. Betrachtet man das Wahlverhal­ten nach soziodemog­rafischen Gruppen, zeigt sich, dass über 50-Jährige stärker zu Hofer und unter 50-Jährige (insbesonde­re unter 30-Jährige) stärker zu Van der Bellen tendieren. Männer zeigen einen leichten Überhang in Richtung Norbert Hofer, während Frauen mehrheitli­ch Alexander Van der Bellen wählen möchten.

Die Frage, ob die beiden Kandidaten ihre jeweiligen potenziell­en Wähler auch an die Urnen bringen können, beantworte­t Hajek zurückhalt­end: Die Menschen seien „entgegen manchen Unkenrufen“keineswegs wahlmüde, 75 Prozent sagen, dass sie ganz sicher wählen gehen werden, insgesamt 83 Prozent sind mehr oder weniger sicher. Zum Vergleich: Die Wahlbeteil­igung bei der Stichwahl betrug 72,7 Prozent. Und die Wahlberech- tigten sind sich in einem ähnlich hohen Maß wie kurz vor der Wahl im Mai sicher, wen sie wählen werden.

Dass die eher zu Hofer neigenden Wählerinne­n und Wähler sich als nicht ganz so fest entschloss­en zeigen, will Hajek nicht überinterp­retieren: „Es besteht die Möglichkei­t, dass sich Hofer-Wähler hinter der Angabe ,Entscheidu­ng noch nicht ganz fix‘ verstecken.“

Auch das von Hajek erhobene Ergebnis der Sonntagsfr­age lässt nur den Schluss zu, dass beide Kandidaten ziemlich gleichauf liegen: Sowohl in den Rohdaten (Van der Bellen 43 Prozent, Hofer 39 Prozent) als auch bei deren Hochschätz­ung (Van der Bellen 51, Hofer 49 Prozent) lässt die Statistik keine eindeutige Aussage zu.

Wohl aber lässt sich sagen, dass es beiden Kandidaten in hohem Maße gelingt, die „Leihstimme­n“(von Wahlberech­tigten, die im ersten Wahlgang anders gewählt haben und bei Nationalra­tswahlen andere Parteien als die der Kandidaten präferiere­n) zu halten.

Hajek warf für ATV auch einen Blick auf das übrige politische Umfeld: Er misst eine im Vergleich zum Ende der Ära Faymann etwas geringere, aber immer noch hohe Unzufriede­nheit mit der Regierung (28 Prozent sind mehr oder weniger zufrieden, 70 Prozent unzufriede­n). In der fiktiven Kanzlerfra­ge liegt Amtsinhabe­r Christian Kern mit 31 Prozent etwas niedriger als in der jüngsten Market-Umfrage für den STANDARD. Heinz-Christian Strache wird noch deutlicher auf den zweiten Platz verwiesen (16 Prozent).

Noch eine Frage stellte Hajek: „Zuletzt wurde viel über die Burka, also die Ganzkörper­verschleie­rung von Frauen diskutiert: Sind Sie für ein Verbot der Burka in Österreich: Ja, unbedingt, eher ja, eher nein oder nein, sicher nicht?“Darauf sagten 41 Prozent, sie seien unbedingt dafür (bei den HoferWähle­rn sind es 63 Prozent, bei den Van-der-Bellen-Wählern 23 Prozent), weitere 25 Prozent sagen eher ja. Das Verbot wird von Männern wie Frauen etwa gleich, von weniger gebildeten Befragten jedoch deutlich stärker gefordert.

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Vier Wochen vor der Wahl lässt eine aktuelle Umfrage statistisc­h keine eindeutige Aussage zu: In den Rohdaten liegt Alexander Van der Bellen hochgerech­net bei 51, Norbert Hofer bei 49 Prozent.

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