Wieder Meldung und Dementi über Karimow-Tod
Agentur Interfax widerrief eigene Nachricht vom Tod des usbekischen Präsidenten
Taschkent/Moskau – Am frühen Freitagabend hat die russische Nachrichtenagentur Interfax den Tod des usbekischen Präsidenten Islam Karimow gemeldet, nur wenig später rief sie die Nachricht wieder zurück – mit dem Hinweis auf einen „technischen Fehler“. Zuvor hatte die usbekische Regierung immerhin eingeräumt, dass der Zustand des Langzeitstaatschefs „kritisch“sei. Den Ernst der Lage verdeutlichte auch die Entscheidung des Staatsfernsehens, alle Unterhaltungssendungen aus dem Programm zu streichen.
Brisant: Die türkische Regierung hat Karimow bereits vor der offiziellen Bestätigung aus Taschkent für tot erklärt und Beileidsbekundungen abgegeben. Die türkische Führung ist gut vernetzt in Usbekistan, nicht zuletzt deshalb, weil viele usbekische Oppositionelle in die Türkei geflüchtet sind und dort leben. Bereits vor Tagen hatte die Nachrichtenagentur Fergananews als Erste über den Tod Karimows berichtet: Der Präsident sei an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben.
Danach hatten auch weitere Medien unter Berufung auf eigene Quellen den Tod des Autokraten bestätigt. Ihnen zufolge sind auch schon längst Vorbereitungen für das Begräbnis getroffen worden, das am Samstag in der Heimatstadt Karimows, Samarkand, stattfinden soll. Straßen und Parks in der Stadt wurden dafür eilig in Ordnung gebracht, auf dem örtlichen Friedhof wurde ein Grab für Karimow ausgehoben.
Auch Premier Schawkat Mirsijojew, der als Favorit auf die Nachfolge Karimows gilt, soll nach Samarkand gereist sein. In auto- ritären Regimen ist die Teilnahme und Aufstellung bei der Trauerprozession für verstorbene Staatschefs ein wichtiger Indikator für künftige Hierarchien. Laut der Verfassung müsste eigentlich Parlamentschef Nigmatulla Juldaschew die Amtsgeschäfte provisorisch übernehmen, bevor dann Neuwahlen angesetzt werden.
Instabile Lage droht
Der Machtwechsel in Usbekistan wird vor allem wegen der Nähe des Landes zu Afghanistan international genau beobachtet. Das Land ist mit 32 Millionen Einwohnern der größte Staat Zentralasiens und zugleich einer der ärmsten. Sollte es zu einem anhaltenden Machtkampf kommen, ist eine Destabilisierung des Landes nicht ausgeschlossen.