Konjunkturprognose nicht zu halten
Die Nationalbank rechnet nur noch mit 1,4 Prozent Wachstum
Alpbach – Die Oesterreichische Nationalbank muss ihre Konjunkturprognose neuerlich nach unten korrigieren. Nach einer Rücknahme der Wachstumsaussicht von 1,9 auf 1,6 Prozent im Juni kündigte Notenbankchef Ewald Nowotny eine weitere Revision auf 1,4 Prozent für das laufende Jahr an. Ausschlaggebend sei das „enttäuschende“zweite Quartal, das nur ein Plus der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent brachte. Positiv hob Nowotny hervor, dass die Investitionen merklich angezogen hätten. Schwach entwickelte sich hingegen der Konsum. Ob die Auswirkungen der Steuerreform überschätzt wurden oder andere Gründe für die Flaute verantwortlich sind, konnte der Notenbanker nicht sagen. Die Hintergründe müssten erst genauer geprüft werden.
Neben der Konjunktur beschäftigt Nowotny derzeit der Brexit und da wiederum dessen Auswirkungen auf den größten europäischen Finanzplatz: London. Für die City „steht viel auf dem Spiel“, sagte der Gouverneur bei den Finanzmarktgesprächen in Alpbach. Bis zu 70 Prozent des Euro-Clearings könnten aus der britischen Hauptstadt abwandern, sollten die Briten den Zugang zu den EU-Finanzmärkten („Passporting“) verlieren. Drei Viertel aller Eurozinsderivate werden in London abgewickelt, bei Fremdwährungstransaktionen in Gemeinschaftswährung seien es immerhin 45 Prozent.
Die EZB habe zur Abwicklung von Eurotransaktionen eine klare Position und deswegen bereits einen Rechtsstreit mit der englischen Regierung über Euro-Clearinghäuser gehabt. Die EZB sei der Meinung, dass Clearinghäusern außerhalb der EU kein Euro-Clearing ermöglicht sein soll. Der Rechtsstreit sei verloren worden, weil für den EuGH der europäische Binnenmarkt von größerem Wert gewesen sei. „Wenn England aber nicht mehr im Binnenmarkt ist, schauen die Dinge anders aus.“Dann sind wir genau dort, wo die EZB ursprünglich sein wollte, so Nowotny.