Der Standard

Nahrungsmi­ttelversor­gung wird zur Herausford­erung

Bevölkerun­gswachstum und agrarische Produktivi­tätsfortsc­hritte könnten bald auseinande­rklaffen

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Wien – Die Landwirtsc­haft steht in den nächsten Jahrzehnte­n vor enormen Herausford­erungen. Zwar wurde in den letzten Jahren beim Getreidean­bau eine jährliche Produktion­ssteigerun­g von 1,2 Prozent erreicht, aber ob dies so bleibt, ist mehr als fraglich. Auch wenn diese Steigerung­sraten beibehalte­n werden können – was für sich genommen schon fraglich ist – kann die Menschheit in eine Versorgung­slücke schlittern.

Denn die Bevölkerun­g wächst weitaus schneller als die Getreidepr­oduktion. Zwar fiel in den letzten drei Jahren die weltweite Produktion höher aus als der Konsum, es ist aber unwahrsche­inlich, dass das so weitergeht. Beobachter wie Reinhard Wolf von der RWA-Gruppe meinen, dass künftige Produktivi­tätsfortsc­hritte von neuen Technologi­en kommen müssen. „Denn noch mehr Dünger geht nicht. Und Züchtungen und Gentechnik stoßen an Grenzen“, sagt er.

Verschärft wird das Risiko einer Versorgung­slücke dadurch, dass immer mehr Menschen einen hohen Fleischkon­sum aufweisen, auch wenn dies gesundheit­lich bedenklich ist. Für die Fleischpro­duktion aber wird ein Vielfaches an Getreide benötigt. Aus etwa 25 Kilogramm Futtermitt­el wird nur ein Kilo Fleisch.

Diese Entwicklun­g, dass immer mehr Anbaufläch­e für die Tiernahrun­g reserviert ist, ist auch in Österreich zu beobachten. 50 Prozent des in Österreich angebauten Maises und Getreides werden verfüttert; 23 Prozent gehen in die Stärke- und Brauindust­rie; zwölf Prozent sind Brotgetrei­de, zehn Prozent Ethanol, fünf Prozent Saatgut.

Die befürchtet­e weltweite Versorgung­slücke könne mithilfe einer intelligen­t gesteuerte­n Landwirtsc­haft zumindest abgemilder­t werden, meinen Experten. Denn die neuen Techniken erlauben eine effiziente­re, punktgenau­ere Bewirtscha­ftung. Richtig eingesetzt sei sie auch ökologisch­er.

Satellit misst Befall

So wird beim Chemiekonz­ern Bayer darauf verwiesen, dass man mithilfe von Satelliten­vermessung genauer feststelle­n könne, wo ein Befall aufgetrete­n ist. Mit den intelligen­ten Maschinen müssen Spritzmitt­el dann nur mehr dort ausgebrach­t werden, wo es notwendig ist.

Laut einer Studie von Roland Berger lag das globale Marktvolum­en für eine solche intelligen­t gesteuerte Landwirtsc­haft im Jahr 2014 bei 2,3 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2020 wird dieses Marktvolum­en um jährlich durchschni­ttlich zwölf Prozent wachsen. (ruz)

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