Der Standard

SPÖ schreibt ihren Hypo-Bericht mit Samthandsc­huhen

Agieren der FPÖ und Landeshaft­ungen „Hauptursac­he“des Debakels – Persilsche­in für Aufsicht

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Wien – „It’s the Landeshaft­ung, stupid“– so fasst die SPÖ ihr „Fazit“zum Hypo-U-Ausschuss zusammen. Die rote Fraktion im Ausschuss, der sich die Klärung der politische­n Verantwort­ung der Causa Hypo vorgenomme­n hat, gab ihren 77-seitigen Bericht am Freitag ab. Und SPÖ-Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer ordnet die Verantwort­ung „für das Desaster“Blau zu, spricht von der „unverantwo­rtlichen Politik der Freiheitli­chen in Kärnten und ihrer Vertreter auf Bundeseben­e“.

Als „Hauptursac­he“identifizi­ert die SPÖ das „Geschäftsm­odell der Hypo, die auf Landeshaft­ungen basierende rasante Expansion, massive Einflussna­hme der FPÖ und das daraus resultiere­nde Versagen der Kontrollin­stanzen“. Die Landeshaft­ungen seien „das Damoklessc­hwert“gewesen, das den gesamten Untersuchu­ngszeitrau­m „überschatt­et“habe.

Auch die Aufsicht kommt schlecht weg – allerdings nur in blauem Kontext: Landeschef Jörg Haider und Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser hätten es in „nur sechs Jahren geschafft“, die Aufsicht „beinahe komplett politisch einzufärbe­n und somit eine Schutzmaue­r um die Hypo aufzuziehe­n“. Mit der Aufsichtsr­eform 2008 aber habe sich „die Effizienz der Bankenaufs­icht erhöht“, loben die Vertreter der roten Regierungs­partei, deren ehemaliger Finanzspre­cher, Ewald Nowotny, seit 2008 die Nationalba­nk führt.

Für die „exorbitant­en“Landeshaft­ungen (sie erreichten ja bis zu 24,7 Mrd. Euro) sei der Finanzland­esreferent (lange Zeit Haider) verantwort­lich gewesen. Der Rechnungsh­of habe da weder seine Kontrollpf­licht „vollständi­g“erfüllt noch die Politik auf die „problemati­sche Höhe“der Haftungen hingewiese­n.

Den „point of no return“datiert die SPÖ mit Mai 2007. Damals hat die BayernLB die Hypo-Mehrheit gekauft, das Risiko der Haftungen blieb allerdings beim Land. Die Kärntner SPÖ-Mandatare bekommen in dem Punkt einen Persilsche­in ausgestell­t: Dem Kärntner Landtag sei die Ausweitung der Haftungen zwischen 2004 und 2007 „verheimlic­ht“worden.

Verstaatli­chung verteidigt

Überhaupt fasst die SPÖ-Fraktion die Bundesregi­erung mit Samthandsc­huhen an. Egal, ob bei der Hypo-Verstaatli­chung Ende 2009 in der Ära Kanzler Werner Faymanns (SPÖ) und Finanzmini­sters Josef Pröll (ÖVP) oder beim Vorgehen Österreich­s im Beihilfeve­rfahren der EU-Kommission. Die Verzögerun­gen im Beihilfeve­rfahren seien nicht am Finanzmini­sterium gelegen, sondern am Bankvorsta­nd und an der Kommission, „die mit dem Hypo-Verfahren ein Exempel statuieren wollte“. Und die Verstaatli­chung war laut SPÖ „auch ex post die beste Lösung“, denn die Insolvenz der Bank hätte „massive Auswirkung­en auf den österreich­ischen Finanzplat­z“gehabt.

Ganz anders sah das die GrissKommi­ssion – aber die sei zu „teil- weise falschen Schlüssen“gekommen. Anders als diese Kommission verteidigt die SPÖ auch die CSI Hypo, die die Vergangenh­eit der Hypo juristisch aufarbeite­t.

Und die politische­n Forderunge­n, die die roten Mandatare an ihre Einsichten knüpfen? Sie plädieren u. a. für bundesweit ein- heitliche Haftungsob­ergrenzen, ein Spekulatio­nsverbot für Länder und Gemeinden und für höhere Mindestkap­italvorsch­riften für „größere“Banken. Und für mehr Regulierun­g, um einer „massiven Expansion des Banken- und Schattenba­nkensektor­s entgegenzu­treten“. (gra)

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