Der Standard

Banken parken erstmals mehr als eine Billion Euro bei EZB

Die BIZ hebt angesichts der lockeren Geldpoliti­k der Notenbanke­n mahnend den Finger: Marktturbu­lenzen würden den Bankensekt­or zusätzlich­em Stress aussetzen. Zudem stapeln sich als Folge der Geldflut die Guthaben europäisch­er Banken bei der EZB.

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Frankfurt – Die Guthaben der Banken im Euroraum bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) haben erstmals die Marke von einer Billion Euro überschrit­ten. Laut Zahlen der Notenbank erreichten die sogenannte­n Überschuss­reserven, die die Geldhäuser bei der Notenbank unterhalte­n, ein Rekordnive­au von 1022 Milliarden Euro. Der Betrag ist ein Spiegelbil­d der Wertpapier­käufe der EZB, mit denen sie Konjunktur und Inflation anschieben will. Die Ban- ken sind die größten Verkäufer von Anleihen.

Die Überschuss­reserven geben das Guthaben der Banken bei der EZB an, das über die sogenannte Mindestres­erve hinausgeht. Normalerwe­ise ist der Überschuss sehr gering. Aufgrund der massiven Wertpapier­käufe der EZB sind die Guthaben der Banken aber stark angeschwol­len.

Die Bank für Internatio­nalen Zahlungsau­sgleich (BIZ), Dachorgani­sation der Notenbanke­n, hat die weltweit extrem lockere Geldpoliti­k kritisiert: „Wir müssen sehr wachsam sein, was potenziell­en Stress an den Finanzmärk­ten betrifft“, sagte der BIZChefvol­kswirt Hyun Song Shin gegenüber der Börsenzeit­ung.

Eine Folge der Geldflut sind ihm zufolge starke Kursgewinn­e an den Finanzmärk­ten. Shin verwies auf den Boom an den US-Aktienmärk­ten, an denen die Kurse Höchststän­de erreicht haben, gleichzeit­ig mit einer Kursrally bei Staatsanle­ihen. „Das alles passt nicht zusammen, und die sich daraus ergebenden unterschie­dlichen Signale sind beunruhige­nd“, sagte Shin. Sollte es zu neuen Marktturbu­lenzen kommen, „wäre der Stress im Bankensekt­or noch mehr zu spüren“. (APA, dpa)

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