Der Standard

Vollversch­leierung

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(Arbeiterwo­hnung in Wien. Herr und Frau Arbeiter beim Frühstück. Butterkipf­erl und Filterkaff­ee. Herr Arbeiter blättert in der Kronen Zeitung.) HERR ARBEITER: Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich das einmal sage, aber: Bravo, ÖVP, bravo, Kurz! Dass die Vollversch­leierung verboten werden soll, ist wirklich höchste Zeit. Weil seit dem Schüssel wird ja ununterbro­chen voll verschleie­rt. Eurofighte­r, Buwog, Telekom, weißt du noch? Oder dieser Mensdorff-Pouilly! Unterm Kurz wäre der längst im Häfen. FRAU ARBEITER (seufzt): Du verstehst wieder einmal gar nichts. Beim Vollversch­leierungsv­erbot geht es nicht um verschleie­rte Geldflüsse, sondern um die Kleidung von den muslimisch­en Frauen. HERR ARBEITER: Was, die Modeindust­rie hängt auch mit drin? FRAU ARBEITER: Nein! Vollversch­leierungsv­erbot bedeutet, dass sich die muslimisch­en Frauen nicht so anziehen dürfen, dass man ihr Gesicht nicht sieht, verstehst du? HERR ARBEITER: Warum nicht? FRAU ARBEITER: Weil das entwürdige­nd ist für die Frauen. Außerdem weiß man nicht, wer unter so einer Burka wirklich steckt, wenn man das Gesicht nicht sieht. An der Grenze ist so was natürlich ein Problem. Da könnte ja zum Beispiel auch ein Selbstmord­attentäter drunter sein mit einem Sprengstof­fgürtel. HERR ARBEITER (nach längerem Überlegen): Stimmt. Da könnte alles Mögliche drunter sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie beim Grasser irgendwann eine Burka finden. (Vorhang)

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