KOPF DES TAGES
Olli, der smarte selbstfahrende Bus der Zukunft
Ein voll funktionsfähiger Bus, der binnen zehn Stunden komplett zusammengebaut werden kann: Das verspricht die US-Firma Local Motors bei ihrem „Olli“, der bereits in Washington D.C. seine Runden dreht. Der 3D-gedruckte Bus wird nun auch in Berlin produziert, im kommenden Jahr will Local Motors erste Fahrzeuge durch die deutsche Hauptstadt schicken. Das ist bei der derzeit laufenden Elektronikmesse IFA bekanntgegeben worden. Momentan bemüht sich das Unternehmen um entsprechende Genehmigungen. Die große Hürde dabei: Olli ist fahrerlos, der smarte Bus bewegt sich komplett ohne menschliche Hilfe. Möglich macht das IBMs Computersystem Watson, das durch seinen Sieg in der Quizshow „Jeopardy“berühmt wurde.
Local Motors propagiert Olli als Schlüssel zu einer modernen Verkehrsstrategie. Denn Olli soll keine fixen Routen befahren, sondern von seinen Nutzern per App bestellt werden können. Sobald diese eingestiegen sind, können sie ihr Ziel mittels Spracheingabe an Olli übermitteln. Das soll langfristig den Besitz eines eigenen Autos überflüssig machen. Im aktuellen Modell können zwölf Fahrgäste Platz nehmen; Olli ist also ein sehr großes Sammeltaxi. Durch eine kluge Routenplanung an die Zielorte soll dann Energie gespart werden. Olli selbst fährt elektronisch und inszeniert sich damit auch als Konkurrenz zu Tesla.
Das Unternehmen Local Motors ist auch aufgrund seiner internen Struktur interessant: Die Firma beschäftigt momentan nur etwas mehr als 130 Mitarbeiter. Der Großteil der Design- und Ingenieursarbeiten, auch für Olli, erfolgte über Crowdsourcing. Mehr als 50.000 Menschen reichten Vorschläge ein; die Angestellten von Local Motors filterten diese anschließend und fügten sie zu einem Endprodukt zusammen.
Das Design, das absichtlich harmlos und lieb wirken soll, stammt von dem kolumbianischen Designer Édgar Sarmiento, der einen ausgeschriebenen Wettbewerb gewann. Sarmiento gab an, bei Olli vom überbordenden Verkehr in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, seiner Heimatstadt, inspiriert gewesen zu sein. Wichtig sei primär die Funktionalität des Busses.
Autonome Busse sind in der Schweiz bereits Realität: Die Post Auto AG schickt zwei smarte Busse durch die Stadt Sion, momentan ist jedoch immer ein menschlicher Fahrer dabei. In Wien sollen U-Bahnen ab 2023 fahrerlos werden.