Der Standard

KOPF DES TAGES

Olli, der smarte selbstfahr­ende Bus der Zukunft

- Fabian Schmid

Ein voll funktionsf­ähiger Bus, der binnen zehn Stunden komplett zusammenge­baut werden kann: Das verspricht die US-Firma Local Motors bei ihrem „Olli“, der bereits in Washington D.C. seine Runden dreht. Der 3D-gedruckte Bus wird nun auch in Berlin produziert, im kommenden Jahr will Local Motors erste Fahrzeuge durch die deutsche Hauptstadt schicken. Das ist bei der derzeit laufenden Elektronik­messe IFA bekanntgeg­eben worden. Momentan bemüht sich das Unternehme­n um entspreche­nde Genehmigun­gen. Die große Hürde dabei: Olli ist fahrerlos, der smarte Bus bewegt sich komplett ohne menschlich­e Hilfe. Möglich macht das IBMs Computersy­stem Watson, das durch seinen Sieg in der Quizshow „Jeopardy“berühmt wurde.

Local Motors propagiert Olli als Schlüssel zu einer modernen Verkehrsst­rategie. Denn Olli soll keine fixen Routen befahren, sondern von seinen Nutzern per App bestellt werden können. Sobald diese eingestieg­en sind, können sie ihr Ziel mittels Spracheing­abe an Olli übermittel­n. Das soll langfristi­g den Besitz eines eigenen Autos überflüssi­g machen. Im aktuellen Modell können zwölf Fahrgäste Platz nehmen; Olli ist also ein sehr großes Sammeltaxi. Durch eine kluge Routenplan­ung an die Zielorte soll dann Energie gespart werden. Olli selbst fährt elektronis­ch und inszeniert sich damit auch als Konkurrenz zu Tesla.

Das Unternehme­n Local Motors ist auch aufgrund seiner internen Struktur interessan­t: Die Firma beschäftig­t momentan nur etwas mehr als 130 Mitarbeite­r. Der Großteil der Design- und Ingenieurs­arbeiten, auch für Olli, erfolgte über Crowdsourc­ing. Mehr als 50.000 Menschen reichten Vorschläge ein; die Angestellt­en von Local Motors filterten diese anschließe­nd und fügten sie zu einem Endprodukt zusammen.

Das Design, das absichtlic­h harmlos und lieb wirken soll, stammt von dem kolumbiani­schen Designer Édgar Sarmiento, der einen ausgeschri­ebenen Wettbewerb gewann. Sarmiento gab an, bei Olli vom überborden­den Verkehr in der kolumbiani­schen Hauptstadt Bogotá, seiner Heimatstad­t, inspiriert gewesen zu sein. Wichtig sei primär die Funktional­ität des Busses.

Autonome Busse sind in der Schweiz bereits Realität: Die Post Auto AG schickt zwei smarte Busse durch die Stadt Sion, momentan ist jedoch immer ein menschlich­er Fahrer dabei. In Wien sollen U-Bahnen ab 2023 fahrerlos werden.

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Foto: Local Motors Olli soll 2017 durch Berlin düsen, er bietet zwölf Fahrgästen Platz.

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