Der Standard

Den zertrümmer­ten Selbstwert aufbauen

Über sich nachdenken und neue Wege erspüren ist meist voller Muße. Erzwungene Umorientie­rung bei einem Jobverlust ist meist schmerzhaf­t. Die Angebote profession­eller Begleitung mehren sich.

- Karin Bauer

Wien – Sich umorientie­ren ist eine lohnende Aufgabe. Schön, wenn aus freien Stücken der Entschluss gefasst wird: Ich möchte schauen, wie ich die kommenden Lebensjahr­e (beruflich) gestalte, und begebe mich auf Entdeckung­sreise quasi in mich selbst. Ich räume ein, dass ich neue sinnvolle Zeiten für mich gestalten kann. Solche Fragen stellen sich meistens bei erwarteten oder zu nehmenden Abschieden – wenn die Kinder ausziehen, es nach Jahrzehnte­n im Job langweilig geworden ist, nach Trennungen oder einfach zur sogenannte­n Lebensmitt­e.

Dafür gibt es mittlerwei­le auch eine – stark wachsende – Menge an Seminar- und Unterstütz­ungsangebo­ten auf allen Ebenen, von Business bis zum Spirituell­en.

Umorientie­rt werden (Jobverlust) ist eine weniger komfortabl­e Ausgangssi­tuation für eigentlich denselben Prozess: In sich die Potenziale anschauen, ordnen und daraus Neues gestalten. Mit dem Marketings­pruch für den OnlineAuft­ritt „Erfinde dich selbst“hat das nichts zu tun. Das geht nach innen.

Erfahrungs­gemäß, sagt Dagmar Stanzig (Brainsourc­e), die in solcher Begleitung unter der Marke transition time arbeitet, geht der Selbstwert in den Keller, werden existenzie­lle Erschütter­ungen erlebt. Verlust. Versagen. Zertrümmer­ung des (aus der Funktion gespeisten) Selbstbild­es. Das konstruier­te Selbst ist gesprengt. Sich diesem devastiert­en Bild von sich zu stellen ist bei Stanzig eine der ersten Aufgaben der Klien- ten. Denn erst dann kann langsam und schrittwei­se das nicht Förderlich­e, das Negativbil­d, zurückgela­ssen werden. Die Frage an sich selbst vereinfach­t: „Was war gut in der Vergangenh­eit? Was will ich mitnehmen, was nicht?“Der Zugang zum Negativbil­d könne auch via Malen geschehen, berichtet Stanzig. Ein Klient etwa habe einmal eine Voliere mit vielen Sitzstange­n übereinand­er gemalt. Die Stangen waren dicht mit Vögeln besetzt, die oberen entleerten sich auf die jeweils unteren und so weiter. Der Klient malte sich als untersten Vogel in dieser Voliere.

Die Angebote aus ihrem Unternehme­n Brainsourc­e hat Stanzig jetzt mit der Expertise im Outplaceme­nt des Personalbe­raters Markus Brenner zusammenge­stellt. Ziel: berufliche Veränderun­gsprozesse bestmöglic­h zu verarbeite­n, Gleichbetr­offene kennenzule­rnen und eine verzahnte Begleitung auf inneren und äußeren Ebenen zu erfahren.

Markus Brenner sieht das als Weiterentw­icklung des klassische­n Outplaceme­nt, mit dem er jahrzehnte­lange Erfahrung hat. Ist- und Potenziala­nalyse inklusive Testungen stehen am Beginn – jeweils mit einem Berater von Brenner & Company und einer Beraterin (Psychologi­n) von Brainsourc­e. Nach einem ausführlic­hen Feedbackge­spräch folgt ein zweitägige­s Seminar in einer kleinen Gruppe (sechs Personen). Es geht um den Selbstwert, das neue Leben, die persönlich­e Potenziale­ntfaltung, die Werte des Lebens – und immer wieder (erfahrungs­gemäß, so die beiden) um Angst vor dem Neuen, um Verlustäng­ste.

Dass dann sofort alles gut ist, alles chancenrei­ch und rosig ist, sagen die beiden natürlich nicht. Sondern: „Es geht um Schritte, um Haltungs- und Verhaltens­änderung. Das Ganze auf einmal lösen geht natürlich nicht.“Aber für die Schritte gebe es ja viele Werkzeuge.

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 ?? Foto: Brenner & Company ?? Psychologi­n und neurosyste­mische Coachin D. Stanzig.
Foto: Brenner & Company Psychologi­n und neurosyste­mische Coachin D. Stanzig.
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Foto: Brenner & Company Personalbe­rater und Outplaceme­ntExperte M. Brenner.

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