Den zertrümmerten Selbstwert aufbauen
Über sich nachdenken und neue Wege erspüren ist meist voller Muße. Erzwungene Umorientierung bei einem Jobverlust ist meist schmerzhaft. Die Angebote professioneller Begleitung mehren sich.
Wien – Sich umorientieren ist eine lohnende Aufgabe. Schön, wenn aus freien Stücken der Entschluss gefasst wird: Ich möchte schauen, wie ich die kommenden Lebensjahre (beruflich) gestalte, und begebe mich auf Entdeckungsreise quasi in mich selbst. Ich räume ein, dass ich neue sinnvolle Zeiten für mich gestalten kann. Solche Fragen stellen sich meistens bei erwarteten oder zu nehmenden Abschieden – wenn die Kinder ausziehen, es nach Jahrzehnten im Job langweilig geworden ist, nach Trennungen oder einfach zur sogenannten Lebensmitte.
Dafür gibt es mittlerweile auch eine – stark wachsende – Menge an Seminar- und Unterstützungsangeboten auf allen Ebenen, von Business bis zum Spirituellen.
Umorientiert werden (Jobverlust) ist eine weniger komfortable Ausgangssituation für eigentlich denselben Prozess: In sich die Potenziale anschauen, ordnen und daraus Neues gestalten. Mit dem Marketingspruch für den OnlineAuftritt „Erfinde dich selbst“hat das nichts zu tun. Das geht nach innen.
Erfahrungsgemäß, sagt Dagmar Stanzig (Brainsource), die in solcher Begleitung unter der Marke transition time arbeitet, geht der Selbstwert in den Keller, werden existenzielle Erschütterungen erlebt. Verlust. Versagen. Zertrümmerung des (aus der Funktion gespeisten) Selbstbildes. Das konstruierte Selbst ist gesprengt. Sich diesem devastierten Bild von sich zu stellen ist bei Stanzig eine der ersten Aufgaben der Klien- ten. Denn erst dann kann langsam und schrittweise das nicht Förderliche, das Negativbild, zurückgelassen werden. Die Frage an sich selbst vereinfacht: „Was war gut in der Vergangenheit? Was will ich mitnehmen, was nicht?“Der Zugang zum Negativbild könne auch via Malen geschehen, berichtet Stanzig. Ein Klient etwa habe einmal eine Voliere mit vielen Sitzstangen übereinander gemalt. Die Stangen waren dicht mit Vögeln besetzt, die oberen entleerten sich auf die jeweils unteren und so weiter. Der Klient malte sich als untersten Vogel in dieser Voliere.
Die Angebote aus ihrem Unternehmen Brainsource hat Stanzig jetzt mit der Expertise im Outplacement des Personalberaters Markus Brenner zusammengestellt. Ziel: berufliche Veränderungsprozesse bestmöglich zu verarbeiten, Gleichbetroffene kennenzulernen und eine verzahnte Begleitung auf inneren und äußeren Ebenen zu erfahren.
Markus Brenner sieht das als Weiterentwicklung des klassischen Outplacement, mit dem er jahrzehntelange Erfahrung hat. Ist- und Potenzialanalyse inklusive Testungen stehen am Beginn – jeweils mit einem Berater von Brenner & Company und einer Beraterin (Psychologin) von Brainsource. Nach einem ausführlichen Feedbackgespräch folgt ein zweitägiges Seminar in einer kleinen Gruppe (sechs Personen). Es geht um den Selbstwert, das neue Leben, die persönliche Potenzialentfaltung, die Werte des Lebens – und immer wieder (erfahrungsgemäß, so die beiden) um Angst vor dem Neuen, um Verlustängste.
Dass dann sofort alles gut ist, alles chancenreich und rosig ist, sagen die beiden natürlich nicht. Sondern: „Es geht um Schritte, um Haltungs- und Verhaltensänderung. Das Ganze auf einmal lösen geht natürlich nicht.“Aber für die Schritte gebe es ja viele Werkzeuge.