Bewerbungsprozesse dauern immer länger
Laut einer Studie dauern Personalentscheidungen bei 60 Prozent der heimischen Unternehmen länger als noch vor drei Jahren. Nicht überall sind zusätzliche Gesprächsrunden der Grund. Bewerber schreckt das Warten ab: Sie gehen dann zur Konkurrenz.
Wien – Bewerbungsprozesse sind auf jeden Fall eines: nervenaufreibend. Das kann auch daran liegen, dass die Auswahl immer länger dauert: 60 Prozent der Personalmanager geben an, dass sich die Besetzung offener Stellen im Vergleich zu vor drei Jahren verzögert. Bei elf Prozent dieser Unternehmen ist sogar von einem erheblichen Zeitverzug die Rede. Keines der befragten Unternehmen hat es zudem geschafft, den Rekrutierungsprozess deutlich zu verkürzen.
Das sind die Ergebnisse der Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half. Die Befragung wurde im Mai 2016 von einem internationalen, unabhängigen Meinungsforschungsinstitut unter 100 HR-Managern in Österreich durchgeführt und nun veröffentlicht.
Dem einen oder anderen Bewerber vergeht da schon die Lust. Fast zwei Drittel der Arbeitgeber haben bereits einen präferierten Bewerber verloren, weil die Wartezeit bis zur Entscheidung einfach zu lange war. In mehr als der Hälfte der Fälle haben Bewerber andere Angebote angenommen.
Zusätzliche Gesprächsrunden
Was könnte der Grund für die lange Dauer sein? Die Befragten nennen den – in solchen Situationen oft als Erklärung vorgeschobenen – Fachkräftemangel. So gaben rund 72 Prozent der Personaler an, es sei zuletzt immer schwieriger geworden, qualifizierte Bewerber zu finden. Außerdem wird festgehalten, dass die Ansprüche der Bewerber an den potenziellen neuen Arbeitgeber gestiegen sind. Für 35 Prozent ist das der Aspekt, der die Auswahlprozesse spürbar in die Länge zieht. Knapp jedes vierte Unternehmen führt zusätzliche Gesprächsrunden als Grund für die Verzögerung an.
Schnellere Entscheidungen
„Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte hat sich in den letzten Jahren klar in einen Bewerbermarkt verwandelt. Unternehmen, die im Kampf um die besten Talente gewinnen wollen, sollten sich entsprechend bewerberfreundlich präsentieren“, resümiert Sven Hennige, Senior Managing Director bei Robert Half. „Der Einstellungsprozess spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Hier gewinnt der Bewerber einen ersten und wichtigen Einblick in die Unternehmenskultur. Entsteht dabei das Gefühl, die eigene Karriere würde durch lange Entscheidungsprozesse ausgebremst, kann das zum entscheidenden Nachteil für das einstellende Unternehmen werden.“Die Empfehlung lautet deswegen, straffere, aber dennoch lückenlose Entscheidungswege zu ermöglichen. (red)