Der Standard

Gutes Timing

- Günther Strobl

Der Zeitpunkt war gut gewählt, die Inszenieru­ng tadellos: Chinas Xi Jinping und Barack Obama aus den USA überreicht­en UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon die formelle Zustimmung zum Klimaabkom­men. Nicht irgendwo und irgendwann, sondern in der südostchin­esischen Millionens­tadt Hangzhou passierte das, wo zurzeit der Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenl­änder stattfinde­t – und China erstmals als Gastgeber auftritt.

Es ist zweifellos ein wichtiges Signal, wenn sich die größten Klimasünde­r der Welt anschicken, in einer mehr als turbulente­n Zeit eine Phalanx gegen den Klimawande­l zu bilden. China und die USA sind für mehr als 40 Prozent der weltweiten Treibhausg­asemission­en verantwort­lich. Mit der Ratifizier­ung des Abkommens von Paris, das den Temperatur­anstieg bei maximal zwei Grad im Vergleich zur vorindustr­iellen Zeit begrenzen soll, ist zwar noch nicht viel gewonnen; ohne sie wäre aber viel verloren.

In den USA könnte 2017 jemand Präsident werden, der einen erklärten Klimaleugn­er zu seinem Vize machen will. Es trifft sich nun gut, dass die G20 in Hangzhou Rezepte suchen, den lahmenden Motor der Weltwirtsc­haft anzukurbel­n. Der vorzeitige Abschied von Öl, Gas und Kohle, ohne den die Eindämmung der Treibhausg­ase nicht gelingt, erfordert Milliarden­investitio­nen. Es ist eine schöne Vorstellun­g, dass das Klima- und Konjunktur­problem in einem Aufwasch gelöst werden kann – wenn man nur will.

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