Lage in Aleppo eskaliert erneut
USA: Moskau unterstützt „mörderisches Regimes“
Aleppo/Damaskus/Ankara – Nach dem Scheitern der von Russland und den USA vereinbarten Waffenruhe für Syrien kehrte der Krieg am Wochenende mit aller Härte zurück. Im Nordosten von Aleppo nahmen Regierungstruppen vorübergehend das palästinensische Flüchtlingslager Handarat ein. Später eroberten es Rebellen zurück, woraufhin russische und syrische Jets das Gebiet aus der Luft angriffen.
Nach UN-Angaben handelte es sich insgesamt bei den Bombardements Aleppos um die schwersten Luftangriffe seit Beginn des Bürgerkrieges 2011. Auch eine kurze Unterbrechung der Angriffe am Sonntagvormittag währte nur wenige Stunden.
Aufgrund der zugespitzten Lage trat der Sicherheitsrat der Verein- ten Nationen am Sonntag in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. US-Botschafterin Samantha Power war Moskau vor, in Syrien Moskau „ein mörderisches Regime“zu unterstützen.
Die Türkei stellte indes ihre Beteiligung an einem US-geführten Angriff auf Raqqa, die syrische ISHochburg, in Aussicht. (red)
Damaskus/Beirut – Am Wochenende ist nach dem Scheitern der Waffenruhe in Syrien die Schlacht um Aleppo mit voller Wucht zurückgekehrt. Russische und syrische Kampfflugzeuge haben am Sonntag ein palästinensisches Flüchtlingslager nahe Aleppo bombardiert, das die Armee kurz zuvor an die Rebellen verloren hatte. Dies bestätigten sowohl die Aufständischen als auch das syrische Militär.
Handarat liegt auf einer Anhöhe, von der aus wichtige Zufahrtsstraßen in die Stadt überwacht werden können. In syrischen Staatsmedien wurde der erneute Verlust von Handarat bestätigt. Auch der von den Assad-Gegnern gehaltene Osten Aleppos wurde am Sonntag massiv von Kampfflugzeugen bombardiert. Nach Angaben von Einwohnern wurden dabei Waffen eingesetzt, die größere Zerstörungen anrichteten als bislang. Viele Gebäude seien vollständig dem Erdboden gleichgemacht worden.
Nach internationalen Protesten stellten das syrische Regime und seine Verbündeten die Angriffe am Sonntagvormittag kurzfristig ein – um sie allerdings nach einer kurzen Pause wieder fortzusetzen. Das berichtet zumindest die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte sich zuvor „erschüttert über die schrecken- erregende militärische Eskalation“in Aleppo gezeigt. Die Stadt sei der „anhaltendsten, schwersten Bombardierung“seit Beginn des Krieges 2011 ausgesetzt.
UN-Dringlichkeitssitzung
Nach der Eskalation wurde Sonntag der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen. In einem Statement der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und der Außenminister Deutschlands, der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens hieß es: „Die Geduld mit Russlands dauernder Unfähigkeit oder Unwilligkeit, sich an seine Verpflichtungen zu halten, ist nicht unbegrenzt.“Russland wies die Kritik zurück: „Ich erinnere mich an die 2000er-Jahre. Damals forderte man von Russland, sich der richtigen Seite der Geschichte gegen den Irak anzuschließen“, sagte laut Agentur Interfax Außenamtssprecherin Maria Sacharowa.
Die syrische Armee gab an, nur Rebellenziele ins Visier zu nehmen und keine zivilen. Bilder von Einschlägen in Aleppo zeigen Krater, die mehrere Meter tief sind. Der Chef der Weißhelme sagte, dass die Mitarbeiter fehlten, „um auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes angemessen zu reagieren“. Mehr als 100 Menschen seien seit Beginn der Luftangriffe am Freitag getötet worden. Das Regime hatte am Donnerstag eine Bodenoffensive angekündigt, um die Stadt vollständig zurückzuerobern.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte indes am Sonntag an, sich am US-geführten Angriff auf die syrische IS-Hochburg Raqqa zu beteiligen, solange keine Kurden-Milizen teilnehmen. (Reuters, red)