Der Standard

Roma- Gedenken: Kemetens kurioser Krampf

Seit zehn Jahren soll in der burgenländ­ischen Gemeinde ein Denkmal kommen

- Wolfgang Weisgram

Kemeten/Kemeta – Vor zehn Jahren hat der Gemeindera­t von Kemeten den Entschluss gefasst, öffentlich seiner mehr als 200 Roma-Mitbürger zu gedenken, die einst von den Nazis vertrieben, deportiert, ermordet worden sind. Man entschied sich für ein Denk- oder Mahn- oder Erinnerung­smal. Ein solches wurde auch tatsächlic­h gefertigt. Nur aufgestell­t wurde es noch nicht. Denn immer ist irgendwas Ungebetene­s dazwischen­gekommen.

Von außen mag das den Eindruck erwecken, als wolle man in der südburgenl­ändischen Gemeinde – die SPÖ dominiert mit zwölf von 19 Sitzen das Ortsparlam­ent – die Frage, ob und wie man gedenkt, aussitzen bis St. Nimmerlein. Bürgermeis­ter Johann Nussgraber erklärt allerdings, dass dem ganz und gar nicht – sondern quasi im Gegenteil – sei. Nur: „Mein Problem ist, wenn wir das aufstellen, dann aber nur, weil wir das wollen.“Nicht die anderen, die Nichtkemet­er.

Der Volkshochs­chule der burgenländ­ischen Roma geht der Kemeter Gedenkwill­e dennoch etwas zu langsam. Auf Initiative des Künstlers Andreas Lehner ist nun zumindest ein virtueller Gedenkort eingericht­et worden. Und um den zu bewerben, wurde auf der B57, die Oberwart mit Güssing verbindet, im Ortsgebiet von Kemeten ein entspreche­ndes Plakat aufgestell­t. Nicht unbedingt zur Freude des Bürgermeis­ters.

Die Kemeter Erinnerung­sstätte ist ein Teil der schon 2003 gestartete­n, in Kemeten damals noch offiziell von sich gewiesenen Aktion, an jenen Orten, wo einst die insgesamt 8000 burgenländ­ischen Roma daheim gewesen sind, Gedenktafe­ln anzubringe­n. Plätze sollten das dann sein, wo „man Kerzen hinstellen kann“, wie Emmerich Gärtner-Horvath vom Roma-Verein sagt.

Demnächst, sagt Johann Nussgraber, werde es dann aber eh auch in Kemeten so weit sein. „Noch im heurigen Jahr. Aber dazu hätte es diese Aktion nicht gebraucht.“der STANDARD blätterte – die Worte klangen ihm gar so vertraut – im eigenen Archiv.

Und siehe: Im September 2011 war da zu lesen: „Der Bürgermeis­ter verspricht, dass das GedenkMal noch ,irgendwann in diesem Herbst‘ aufgestell­t wird. Jedenfalls vor der Gemeindera­tswahl im nächsten Jahr. Aber, das möchte er ausdrückli­ch festgehalt­en wissen: ,Entscheide­n tun wir selber, von außen lassen wir uns das nicht sagen.‘“

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