Roma- Gedenken: Kemetens kurioser Krampf
Seit zehn Jahren soll in der burgenländischen Gemeinde ein Denkmal kommen
Kemeten/Kemeta – Vor zehn Jahren hat der Gemeinderat von Kemeten den Entschluss gefasst, öffentlich seiner mehr als 200 Roma-Mitbürger zu gedenken, die einst von den Nazis vertrieben, deportiert, ermordet worden sind. Man entschied sich für ein Denk- oder Mahn- oder Erinnerungsmal. Ein solches wurde auch tatsächlich gefertigt. Nur aufgestellt wurde es noch nicht. Denn immer ist irgendwas Ungebetenes dazwischengekommen.
Von außen mag das den Eindruck erwecken, als wolle man in der südburgenländischen Gemeinde – die SPÖ dominiert mit zwölf von 19 Sitzen das Ortsparlament – die Frage, ob und wie man gedenkt, aussitzen bis St. Nimmerlein. Bürgermeister Johann Nussgraber erklärt allerdings, dass dem ganz und gar nicht – sondern quasi im Gegenteil – sei. Nur: „Mein Problem ist, wenn wir das aufstellen, dann aber nur, weil wir das wollen.“Nicht die anderen, die Nichtkemeter.
Der Volkshochschule der burgenländischen Roma geht der Kemeter Gedenkwille dennoch etwas zu langsam. Auf Initiative des Künstlers Andreas Lehner ist nun zumindest ein virtueller Gedenkort eingerichtet worden. Und um den zu bewerben, wurde auf der B57, die Oberwart mit Güssing verbindet, im Ortsgebiet von Kemeten ein entsprechendes Plakat aufgestellt. Nicht unbedingt zur Freude des Bürgermeisters.
Die Kemeter Erinnerungsstätte ist ein Teil der schon 2003 gestarteten, in Kemeten damals noch offiziell von sich gewiesenen Aktion, an jenen Orten, wo einst die insgesamt 8000 burgenländischen Roma daheim gewesen sind, Gedenktafeln anzubringen. Plätze sollten das dann sein, wo „man Kerzen hinstellen kann“, wie Emmerich Gärtner-Horvath vom Roma-Verein sagt.
Demnächst, sagt Johann Nussgraber, werde es dann aber eh auch in Kemeten so weit sein. „Noch im heurigen Jahr. Aber dazu hätte es diese Aktion nicht gebraucht.“der STANDARD blätterte – die Worte klangen ihm gar so vertraut – im eigenen Archiv.
Und siehe: Im September 2011 war da zu lesen: „Der Bürgermeister verspricht, dass das GedenkMal noch ,irgendwann in diesem Herbst‘ aufgestellt wird. Jedenfalls vor der Gemeinderatswahl im nächsten Jahr. Aber, das möchte er ausdrücklich festgehalten wissen: ,Entscheiden tun wir selber, von außen lassen wir uns das nicht sagen.‘“