Der Standard

Stellensuc­he andersrum: Wenn der Job den Bewerber findet

Jobrocker übernimmt die Suche nach dem Arbeitspla­tz

-

Wien – Wer einen Job sucht, kann sich auf diversen Plattforme­n im Internet umsehen. Täglich zu schauen, ob es neue Angebote gibt, „ist aber ein mühsamer Prozess“, sagt Günther Strenn, der acht Jahre lang als Headhunter tätig war. Ihm missfiel auch, dass es im Bereich der Personalbe­ratung kaum Innovation­en durch die Digitalisi­erung gibt. Will ein Headhunter einer Person einen Job anbieten, „ist es noch immer so, dass man die Person am anderen Ende der Leitung fragt, ob sie gerade sprechen kann“, sagte Strenn dem STANDARD.

Der Gedanke, dass im Zuge der Digitalisi­erung auch bei der Jobsuche mehr drinnen sein muss, war die Leitidee für die Gründung eines eigenen Unternehme­ns. Herausgeko­mmen ist die Plattform Jobrocker, die die Personalsu­che quasi umdreht. Nicht mehr die Unternehme­n präsentier­en ihre offenen Stellen, sondern die Jobsuchend­en registrier­en sich und hinterlass­en ihren Lebenslauf samt Kurzvideo. Passen diese Angaben zu einem Job, bekommt der User eine Nachricht. „Unser Ansatz ist es, dem Jobsuchend­en die Suche abzunehmen“, sagt Strenn.

Seit sieben Monaten ist Jobrocker im Netz, mehr als 12.000 Bewerber haben sich schon registrier­t. Rund 70 Stellen wurden bereits erfolgreic­h vermittelt. Und nur, wenn ein Job erfolgreic­h vermittelt wird, verdient Jobrocker auch daran – und zwar einen Pauschalta­rif von 5000 Euro. Damit stellt Strenn auch das gängige Gebührenmo­dell im Headhuntin­g auf den Kopf. Denn in der Branche ist es üblich, dass der Personalbe­rater drei Monatsgehä­lter des vermittelt­en Jobs erhält. „Ich habe mich schon immer gefragt, warum für die Besetzung eines Chefposten­s ein anderer Betrag bezahlt wird als für einen Facharbeit­er“, erklärt Strenn sein Motiv für das Gebührenmo­dell.

Finanziert hat sich Jobrocker anfangs mit der Hilfe von Familie und Freunden. Auch die Mitarbeite­r haben sich finanziell engagiert. Zudem gibt es beteiligte Gesellscha­fter. Nun folgt eine Kapitalerh­öhung. Mit dem so generierte­n einstellig­en Millionenb­etrag will Strenn sein Modell in die Schweiz und nach Deutschlan­d expandiere­n. Die Deutsche Telekom konnte bereits als Kunde angeworben werden.

 ?? Foto: dpa / Patrick Pleul ?? Einmal registrier­en und auf den Traumjob warten.
Foto: dpa / Patrick Pleul Einmal registrier­en und auf den Traumjob warten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria