Trifft ein Biedermeierpoet auf eine Off- Schauspielerin
Das bourgeoise Theater geht mit dem Off-Theater eine Liebesbeziehung ein: Famose ScrewballComedy von Toxic Dreams im Brut Wien.
Wien – Es ist wahre Liebe, wenn sich das bourgeoise Theater der „Burg“mit dem Off-Theater verbindet. Danach sieht es zumindest in der neuen, in ihrer Konzeption famosen Produktion von Toxic Dreams aus.
Die Wiener Theatergruppe mit Basissprache Englisch aktiviert für das Stück Thomas B or Not im Brut im Künstlerhaus das Genre der Screwball-Comedy, jenes aus dem Hollywoodfilm der 1930er- und 1940er-Jahre bekannte Erzählmodell für hastige, immens komische Beziehungsgeschichten von Gegensatzpaaren mit irrwitzigen Wendungen.
Mainstream und Avantgarde – sie sind in Thomas B or Not (Text, Regie, Bühne: Yosi Wanunu) gar ein personifiziertes Paar. Der arrivierte Dichter (Markus Zett) und seine Langzeitfreundin (Anna Mendelssohn), eine Performancekünstlerin, tüfteln an einem Theaterstück über ihr Privatleben.
Es ist ein süffiger, tabuloser, schelmischer Dialog, dem Wanunu durch eine vorgeschobene Erzählebene auch postmoderne Ruhe gewährt (Schauspieler nehmen ihren Figuren gegenüber Distanz ein).
So diskutiert und „lebt“das Paar die neuralgischen Szenen des künftigen Stücks: das schmähliche Nichterkanntwerden im Café; das gemeinsame Essen vor dem TV; das Sexleben („Nietzsche oder Kierkegaard? – Aahh!“). Am Biedermeiersekretär zückt der Poet seinen Stift, während die Freundin performt, was Avantgarde ist. Avantgarde ist nämlich Isadora Duncan!
Thomas B. könnte übrigens auch Peter H. oder Werner S. sein, eh klar. Nichts hat man in der Hand, Theater ist eine ephemere Kunst! Auch das Drama titelt je nach aktuellem Stand „Love in the age of Wikileaks“oder „Love in the age of Burkini“. Als es an die Inszenierung am „Burg“Theater geht, kulminieren die Stereotypien des Theaterbetriebs (Stephanie Cumming als „Burg“-Direktorin!). Ob das die große Liebe aushält? Bis 29. 9.