Der Standard

Teilzeit soll Kranke zurück in den Beruf bringen

Rutsche für Wiedereins­tieg: Stöger legte Entwurf vor

- Gerald John

Wien – Das Angebot richtet sich an Menschen auf dem Weg zurück: Krebskrank­e etwa, die lange außer Gefecht gesetzt waren, sich mittlerwei­le erholt haben, aber im Job noch nicht voll belastbar sind. Damit die Rekonvales­zenten nicht im Krankensta­nd versauern oder gar gekündigt werden, will ihnen die Regierung – wie Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) sagt – „die Chance auf eine schrittwei­se Rückkehr in den Beruf bieten“.

Vereinbart haben SPÖ und ÖVP diese Wiedereing­liederungs­hilfe beim Pensionsgi­pfel im März, nun liegt die konkrete Regelung vor. Stöger hat dieser Tage einen Gesetzesen­twurf in parlamenta­rische Begutachtu­ng geschickt.

Wer zumindest sechs Wochen im Krankensta­nd war, soll die Möglichkei­t bekommen, mit dem Arbeitgebe­r für bis zu sechs Monate eine neue Form der Teilzeit zu vereinbare­n. Die Arbeitszei­t kann auf 50 bis 75 Prozent des normalen Pensums reduziert werden. Zusätzlich zum entspreche­nden Lohn winkt ein „Wiedereing­liederungs­geld“im Ausmaß des anteilsmäß­ig berechnete­n Krankengel­des, so, dass die Betroffene­n – und das ist der Anreiz – besser aussteigen als im Krankensta­nd.

Beispiel aus dem Entwurf: Ein Arbeitnehm­er hatte Vollzeit 2000 Euro im Monat verdient und im Krankensta­nd einen Krankengel­danspruch von 1200 Euro. Kehrt er zur halben Zeit in den Job zurück, winken jeweils 50 Prozent von Lohn und Krankengel­d – also insgesamt 1600 Euro.

Kritik an Vorgangswe­ise

Nach einem Programm, das massenhaft Menschen einen früheren Wiedereins­tieg ermögliche­n könnte, liest sich der Beipacktex­t zum Gesetz allerdings nicht: Im Vorblatt ist von 200 Anwärtern pro Jahr die Rede. Dabei handle es sich um keine Prognose, sondern nur um eine Beispielre­chnung zur Kostenabsc­hätzung, heißt es im Sozialmini­sterium.

Martin Gleitsmann von der Wirtschaft­skammer, eine treibende Kraft hinter dem Projekt, hofft inständig, dass dem so ist: „Wir wollen viel mehr Menschen erreichen.“Dass der Entwurf, wie vom Sozialmini­sterium verlautet, im Kreis der Sozialpart­ner bereits fix akkordiert sei, dementiert Gleitsmann aber: „Es wird nicht mehr scheitern, doch einige Details sind noch offen. Ich finde es eigenartig, dass Stöger einzelne Teile seines Pensionspa­kets voreilig in Begutachtu­ng schickt.“

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