Lufthansa übernimmt Air Brussels vollständig
Die Lufthansa hält bereits 45 Prozent an der belgischen Fluglinie Brussels Airlines. Am Mittwoch gab der Aufsichtsrat grünes Licht für eine vollständige Übernahme der Belgier, um Eurowings zu stärken.
Frankfurt/Brüssel – Die AUA-Mutter Lufthansa übernimmt Brussels Airlines vollständig. Der Aufsichtsrat stimmte am Mittwoch dem Erwerb der verbleibenden 55 Prozent an der Brussels-Muttergesellschaft SN Airholding zu, wie die Fluggesellschaft mitteilte. Die Übernahme soll Anfang 2017 abgeschlossen werden. Früheren Aussagen zufolge soll Brussels für die Lufthansa-Billigmarke Eurowings an den Start gehen.
Der Preis für die Anteile wurde beim Einstieg der Deutschen vor acht Jahren festgelegt und beträgt bis zu 140 Millionen Euro. Ein Lufthansa-Sprecher betonte jedoch, Details rund um den Preis für die Option müssten noch diskutiert werden. Auch sei noch nicht ganz klar, wie die belgische Fluggesellschaft in den Konzern eingegliedert werde.
Ryanair und Easyjet im Blick
Erklärtes Ziel der Lufthansa ist es, die Billigtochter Eurowings zu stärken. Der Neueinsteiger mit 90 Flugzeugen soll rund 40 Prozent billiger fliegen als die Lufthansa und so im Wettbewerb mit den Billigflugmarktführern Ryanair und Easyjet bestehen können.
Brussels Airlines ist für die Deutschen interessant wegen der Europabeamten und Lobbyisten in Brüssel, die viel Geld für Flugtickets ausgeben. Zudem fliegt Brussels Airlines mit seinen rund 50 Flugzeugen zahlreiche Ziele in Afrika an, wo die Lufthansa relativ schwach vertreten ist.
Auf der Agenda des Aufsichtsrats stand auch eine mögliche Übernahme von Teilen der angeschlagenen Niki-Mutter Air Berlin. Dabei könnten 40 Flieger insgesamt Besatzung dauerhaft angemietet werden. Die Europaflotte der Billigtochter Eurowings von 90 Jets würde deutlich wachsen, und das vorhandene Netz würde ergänzt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will Eurowings im Kampf gegen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet kräftig ausbauen.
Hintergrund für die mögliche Teilübernahme ist die desolate finanzielle Lage der mit fast einer Milliarde Euro verschuldeten Air Berlin, die schon seit Jahren von ihrem Großaktionär Etihad mit immer neuen Millionenspritzen in der Luft gehalten wird.
Um die Kosten einzudämmen, will Etihad laut Medienberichten zudem die Air-Berlin-Tochter Niki und 14 von TUIfly geleaste Jets in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Touristikkonzern TUI überführen. Die heutige Air-Berlin-Flotte von rund 140 Flugzeugen würde so nahezu halbiert. Verbleiben würden bei der Fluggesellschaft einige Fernstrecken, der Drehkreuzverkehr in Berlin und Düsseldorf sowie die Zubringerflüge nach Abu Dhabi. (dpa, Reuters)