Der Standard

AKG stellt Standort Wien auf stumm

Die österreich­ische Traditions­marke für Audioanlag­en AKG schließt ihr Werk in Wien. Betroffen sind gut 130 Mitarbeite­r, die Produktion soll laut der US-Mutter Harman ins Ausland verlagert werden.

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Wien – AKG, die österreich­ische Traditions­schmiede für Kopfhörer, Mikrofone und Audioanlag­en, schließt fast 70 Jahre nach ihrer Gründung ihre Wiener Produktion­sstätte. Das teilte der US-amerikanis­che AKG-Eigentümer Harman der Belegschaf­t am Dienstag im Rahmen einer Betriebsve­rsammlung mit. Betroffen sind 131 Mitarbeite­r, die bis Juni schrittwei­se abgebaut werden sollen. Als Grund für das Aus wird der verschärft­e Wettbewerb am Markt für Audiogerät­e genannt. Gerade bei Automobila­nlagen habe sich die Konkurrenz in den vergangene­n Jahren verhärtet, sagte ein Harman-Sprecher zum Standard.

Laut Barbara Teibel, Wiener Regionalge­schäftsfüh­rerin der zuständige­n Gewerkscha­ft der Privatange­stellten und SPÖ-Landtagsab­geordnete, soll nun ein möglichst guter Sozialplan für die Arbeitnehm­er ausverhand­elt werden. Viele seien über 50 Jahre alt und hätten eine schwierige Perspektiv­e auf dem Arbeitsmar­kt.

Die Aufgabe des Standorts hat sich abgezeichn­et: Bereits seit Jahren ist die Zahl der Mitarbeite­r deutlich zurückgega­ngen. Vor zehn Jahren waren noch mehr als 500 Beschäftig­te in Wien tätig. Schon 2009 mussten auf einen Schlag rund hundert von ihnen gehen, große Teile der Produktion wurden nach China ausgelager­t.

Damals hieß es noch, man wolle mit den Einschnitt­en die langfristi­ge Zukunft von AKG in Wien sichern. Nun verlagert die USMutter auch die am Standort verblieben­en Sparten Entwicklun­g, Service und die Fertigung von Audioanlag­en für Autos sowie hochwertig­en Kopfhörern und Mikrofonen ins Ausland.

Die Marke wird laut dem Unternehme­nssprecher jedoch auch ohne österreich­ischen Produktion­sstandort weitergefü­hrt. In der Event- und Musikbranc­he genießt AKG noch immer einen guten Ruf, bestätigen Tontechnik­experten im Gespräch mit dem Standard. In Design- und Vermarktun­gsfragen würden die Maßstäbe aber von anderen Anbietern gesetzt. Laut Helmut Kienast, Studiengan­gsleiter Event-Engineerin­g an der New Design University St. Pölten, haben sich Anbieter wie Sennheiser oder Shure mit Verträgen im Rock- und Pop-Bereich ein modernes Image aufgebaut. „Vor allem junge Leute kaufen zunehmend das, was auch ihre Stars benutzen“, so Kienast.

Konkurrenz gibt es auch unter dem Dach des Eigentümer­s Harman selbst, eines global tätigen Konzerns mit nach eigenen Angaben 11.000 Mitarbeite­rn. Übernommen hat er die AKG 1994, als sie schon einmal in argen Turbulenze­n war. Noch früher hielt auch der ÖVP-Abgeordnet­e und Staatssekr­etär Josef Taus Anteile an der AKG. (smo)

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Foto: EPA/Harman Ausgehorch­t: Der Wiener AKG-Standort ist bald Geschichte, die Musik spielt zukünftig im Ausland.

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