Der Standard

EU-Kommission will Registrier­ungspflich­t für alle Lobbyisten

- Thomas Mayer aus Brüssel

Seit im Sommer bekannt wurde, dass der frühere Kommission­spräsident José Manuel Barroso an die Spitze von Goldman Sachs gewechselt ist, um für das Investment­shaus unter anderem Lobbying zu betreiben, ist in der EUZentralb­ehörde in puncto Transparen­z bzw. Vertrauens­verlust Feuer am Dach. Barrosos Tätigkeit, deren Aufgabe es ist, die Dienste der EU auf mögliche Verstöße gegen den Verhaltens­kodex zu untersuche­n, wurde vielerorts als unvereinba­r mit seinem früheren Amt kritisiert. Am Mittwoch kündigte Vizepräsid­ent Frans Timmermans nun eine Initiative zur Verschärfu­ng des LobbyingRe­gisters in EU-Institutio­nen an.

Bisher mussten sich Lobbyisten (aus mehr als 10.000 Einrichtun­gen) im Prinzip anmelden, wenn sie in Brüssel tätig wurden. Aber es gibt in den diversen Institutio­nen – Kommission, Rat, Parlament – unterschie­dliche Usancen, und das Register beruht auf Freiwillig­keit. Die Regeln sollen nun vereinheit­licht werden, für alle Institutio­nen gleich gelten, kündigte Timmermans an, und Registrier­ung soll auch verbindlic­h sein.

Die Bürger hätten das Recht zu erfahren, wer auf die Gesetzgebu­ng Einfluss nehme, erklärte der Vizepräsid­ent. Es sollen daher alle Treffen von Lobbyisten mit hohen Entscheidu­ngsträgern registrier­t werden – bei Generaldir­ektoren und deren Stellvertr­etern sowie den EU-Botschafte­rn.

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