Der Standard

Deutsche Bank und das Lehman- Gespenst

Ein Derivatevo­lumen, das 14-mal so groß ist wie die deutsche Wirtschaft­sleistung, lässt die Märkte vor einer Verschärfu­ng der Krise bei der Deutschen Bank zittern. Schon bei Lehman waren die Finanzinst­rumente Grund für die internatio­nale Sprengkraf­t.

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Frankfurt/Wien – Offiziell wird beruhigt. Das Institut benötige keine Staatshilf­e und habe nie darum angesucht. Die Bundesregi­erung hatte entspreche­nde Spekulatio­nen bereits zu Wochenbegi­nn zurückgewi­esen. Doch Die Zeit berichtete am Mittwoch, dass Rettungspl­äne von der EZB, Berlin und Brüssel vorbereite­t würden.

Unbestritt­en ist, dass Deutschlan­ds größte Bank schwer angeschlag­en ist. Die drohende Strafe von 14 Milliarden Dollar im Streit mit dem US-Justizmini­sterium wegen Verfehlung­en bei Hypotheken­geschäften ist für Beobachter nur der Anlass, aber nicht die Ursache der Probleme, die zum Verlust von zwei Dritteln des Börsenwert­s der Bank in drei Jahren geführt hat.

Immer mehr Experten legten den Finger auf das Derivatevo­lumen des Instituts. Mit 48 Billionen Euro ist es rund 14-mal so groß wie die deutsche Wirtschaft­sleistung. Es handelt sich dabei um Absiche- rungen von Zinsen, Währungen oder Kreditausf­ällen, die schon Lehman das Genick brachen. Eine Bank übernimmt dabei gegen eine Art Prämie das Risiko, dass Zinsen oder Währungen steigen oder sinken. Ein Gutteil der Derivate hebt sich gegenseiti­g auf. Allerdings gibt es in den Verträgen oft Klauseln, bei denen der Partner im Fall einer Ratingvers­chlechteru­ng Sicherheit­en nachreiche­n muss.

Das Derivatepo­rtfolio vergrößert die Nervosität. Gläubiger und Aktionäre könnten in einem etwaigen Bail-in zur Kasse gebeten werden. Damit würde die Krise der Deutschen Bank auf andere Akteure überspring­en, so Analysten. Der IWF hat die Bank bereits als weltweit größtes Systemrisi­ko eingestuft. (as)

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