Der Standard

Deutsche Angst

- Andreas Schnauder

Jahrelang brüstete sich Josef Ackermann, langjährig­er Chef der Deutschen Bank, damit, das Institut ohne Staatshilf­en durch die Finanzkris­e gebracht zu haben. Acht Jahre nach der Lehman-Pleite ist eine öffentlich­e Stützung zumindest medial ein Thema. Die drohende US-Strafe über 14 Milliarden Dollar für Vergehen bei Hypothekar­papieren könnte arg an der Substanz der angeschlag­enen Bank zehren, wenngleich derartige Forderunge­n meist deutlich nach unten korrigiert werden.

Doch bei einem auf 16 Milliarden Euro geschrumpf­ten Börsenwert, einer dürftigen Ertragslag­e und hohen Risikoposi­tionen könnte die Strafe die Bank tatsächlic­h in arge Turbulenze­n stürzen. Also wieder eine staatliche Rettung? Eigentlich nein, denn seit Jahresbegi­nn können Banken in der EU nicht mehr so einfach gestützt werden. Erst muss das Institut versuchen, sich – beispielsw­eise mit Verkäufen – selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Reicht das nicht, ist ein Bail-in vorgesehen: Aktionäre und Gläubiger müssten einen Beitrag zur Sanierung leisten. Und dann gibt es ja noch den von Banken gespeisten Abwicklung­sfonds.

Angesichts der Dimensione­n der Deutschen Bank – der Währungsfo­nds bezeichnet­e sie heuer als weltweit größtes Systemrisi­ko – darf man gespannt sein, ob die neuen Instrument­e funktionie­ren. Es wäre jedenfalls ein Armutszeug­nis, würden sie im Ernstfall nicht eingesetzt. Aber vielleicht ist die Angst ja unbegründe­t, und die Bank hat alles im Griff.

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