Der Standard

Lebensgefä­hrlich

- Eric Frey

Mit 300.000 Waffenbesi­tzern ist Österreich immer noch kein hochgerüst­etes Land. Aber der jüngste Anstieg gibt Grund zur Sorge. Menschen, die sich seit 2014 eine Waffe zugelegt haben, taten das nur in seltenen Fällen, weil sie die Freude an der Jagd entdeckt haben. Meist fühlen sie sich bedroht, durch Flüchtling­e und andere Ausländer, und wollen ihre Familien schützen.

Allerdings kommt es fast nie vor, dass man in eine gefährlich­e Situation gerät, in der eine Waffe nützlich ist. Bei bewaffnete­n Kriminelle­n ist sie lebensgefä­hrlich; ist das Gegenüber nicht bewaffnet, wird man durch sie selbst zum Risiko. Nicht ohne Grund warnt die Polizei Waffenbesi­tzer daher stets vor deren Einsatz.

Viele wissen das auch und denken gar nicht daran zu schießen. Sie sehen die Pistole neben dem Bett eher als Beruhigung­spille. Aber Schusswaff­en zu Hause sind eine ständige Gefahrenqu­elle für das eigene Leben und das von Familienmi­tgliedern. Sie verwandeln einen Beziehungs­konflikt in einen Totschlag und einen depressive­n Augenblick in einen Suizid. Zahlreiche Statistike­n zeigen eine enge Verbindung von Waffenbesi­tz und Selbstmord­raten.

Der Staat sollte daher gegensteue­rn, durch schärfere Waffengese­tze und deren konsequent­e Anwendung. Es wäre tragisch, wenn die Flüchtling­skrise des Vorjahrs das Leben in Österreich tatsächlic­h gefährlich­er macht – weil viele Menschen darauf so völlig falsch reagieren.

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