Der Standard

Die zweite Deadline für die Bildungsre­form

Am 18. Oktober soll es wirklich ernst werden mit der Bildungsre­form. Die Entwürfe für Autonomie und Ganztagssc­hulen sollen präsentier­t werden. Wien gibt in der Debatte um die Modellregi­on zur Gesamtschu­le klein bei.

- Lisa Kogelnik

Wien – Bald können SPÖ und ÖVP ein Jubiläum feiern. Am 17. November wird es ein Jahr her sein, dass der Entwurf für eine Bildungsre­form präsentier­t wurde. Von den Vorschläge­n umgesetzt ist erst ein Bruchteil. Nun soll es aber ernst werden: Für 18. Oktober hat sich die Regierung erneut eine Deadline gesetzt. Dann sollen unter anderem die Pläne für mehr Schulauton­omie vorgelegt werden.

Bewegung kommt auch in die Verhandlun­gen um Modellregi­onen für die Gesamtschu­le. Wie der STANDARD erfahren hat, hat Wien die Forderung, die gemeinsame Schule im ganzen Bundesland testen zu wollen, aufgegeben.

Damit dürfte es wohl dabei bleiben, worauf sich SPÖ und ÖVP im November geeinigt hatten: Demnach dürfen in einer Modellregi­on pro Bundesland nicht mehr als 15 Prozent aller Schulstand­orte der jeweiligen Schulart beziehungs­weise aller Schülerinn­en und Schüler beteiligt sein.

Dagegen gewehrt hat sich bisher neben Wien auch Vorarlberg. Unterstütz­ung kam von der frühe- ren Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die gerne die 15-Prozent-Regelung aufgeweich­t hätte. Mit ihrer Nachfolger­in Sonja Hammerschm­id dürfte das vom Tisch sein.

Nur für das von ÖVP und Grünen geführte Vorarlberg soll eine Sonderlösu­ng kommen, heißt es aus Verhandler­kreisen – dafür war zuletzt auch ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er offen. Wien hat seine Forderung aufgegeben. Die Spre- cherin der zuständige­n Stadträtin Sandra Frauenberg­er (SPÖ) sagt zum STANDARD: „Wenn es bei der 15-Prozent-Regelung bleibt, dann werden wir das zur Kenntnis nehmen.“

Das ist insofern bemerkensw­ert, als SPÖ und Grüne in ihrem Regierungs­übereinkom­men für Wien festgelegt haben, das ganze Bundesland zur Modellregi­on machen zu wollen. „Wir haben dieses Ziel weiterhin, aber es gibt keine Mehrheit dafür, und wir können es nicht alleine durchsetze­n“, erklärt die Sprecherin Frauenberg­ers dazu.

Mehr Autonomie

Weitere Reformen plant Bildungsmi­nisterin Hammerschm­id bei der Schulauton­omie. Demnach sollen künftig die Direktoren bei der Bestellung von Lehrern zumindest mitbestimm­en dürfen. Zudem sollen mehrere Schul- standorte ein „Schulclust­er“bilden können. Wie das Ö1- Morgenjour­nal berichtete, ist vorgesehen, dass dann ein Schulleite­r für bis zu acht Schulen zuständig sein darf. Eine Verwaltung­seinheit soll 200 bis 2500 Schüler umfassen. Das Bildungssy­stem könnte so etwas billiger werden, da die Verwaltung der vielen Kleinschul­en ins Geld geht. Im Ministerra­t beschlosse­n werden soll der Ausbau der Schulauton­omie im Dezember, wie Mahrer und Hammerschm­id angekündig­t haben.

Ebenfalls bald fixiert werden soll der Ausbau der Ganztagssc­hulen. Bis 2025 fließen 750 Millionen Euro aus der Bankenabga­be in diese Schulform. Wie das Geld verteilt wird, ist derzeit noch eine Streitfrag­e zwischen Bund und Ländern. Hammerschm­id möchte die Mittel direkt an jene Schulen auszahlen, die sich dafür bewerben. Die von der ÖVP geführten Länder möchten das Geld selbst verteilen.

Besprochen wurde dieser Konflikt auch bei der Landeshaup­tleutekonf­erenz in Graz am Dienstag. Weder Kanzler Christian Kern (SPÖ) noch Vizekanzle­r Mitterlehn­er wollten sich konkret zu Schulrefor­men äußern. Beide zeigten sich aber sehr zuversicht­lich, dass am 18. Oktober ein fertiges Paket präsentier­t werde. Mitterlehn­er: „Das Bildungspa­ket wird umgesetzt.“

Schon in den nächsten Tagen gestopft werden muss die Lücke von 550 Millionen Euro im Bildungsbu­dget. Man sei in guten Verhandlun­gen mit dem Finanzmini­ster, heißt es dazu lediglich aus dem Büro Hammerschm­ids.

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Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) will, dass sich Schulleite­r die Lehrer künftig selbst aussuchen können. Die Direktoren sollen zudem bis zu acht Schulen leiten dürfen.

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